laut.de-Kritik
Wie gewohnt brummt es in tiefen Tonlagen.
Review von Giuliano BenassiDer Fluch des einzigen Hits ist ebenso belastend wie der des entscheidenden Tors bei einer Fußball-WM: Beide verfolgen die Urheber ein Leben lang. Wer weiß, wie oft Brad Roberts schon zu seinem Gassenhauer "Mmm Mmm Mmm Mmm" befragt wurde. Zu oft. Und wie es sich anfühle, danach in der Versenkung verschwunden zu sein. Zu oft.
Dennoch gibt der Kanadier mit dem tiefen Organ nicht auf und veröffentlicht auch knapp zwei Jahrzehnte später munter neues Material. Eintönigkeit kann man ihm dabei nicht vorwerfen, denn er hat seinen Folkpop im Laufe seiner Karriere in allerlei Richtungen ausgebaut. Mit bescheidenen Ergebnissen, denn weder bei der Kritik noch in den Charts stieß er damit auf Zustimmung.
Nach zwanzig Jahren kehrt Roberts dorthin zurück, wo seine Reise begonnen hat, nämlich zu Akustikgitarren-Easy Listening mit rockpoppigen Elementen. Dabei darf das einzige weitere an seiner Seite gebliebene Gründungsmitglied, Ellen Reid, im abschließenden Stück zum ersten Mal alleine ans Mikro.
Damit wäre das meiste schon gesagt, denn auf den restlichen zehn Tracks brummt es wie gewohnt in tiefen Tonlagen. Der gelegentliche Jahrmarktsound stammt von Spielzeuginstrumenten aus den 70er Jahren wie Mattels Optigan, mit denen Roberts und Produzent Stewart Lerman die Basis für die Stücke aufnahmen. Besonders gut herauszuhören aus "You Said You'd Meet Me (In California)".
"And It's Beautiful" bietet eine Skat-Einlage, "Paralyzed" ist so etwas wie eine Klavierballade. Das entspannte "The In-Between Place" bedient sich melodietechnisch freizügig bei Bob Dylans "It Ain't Me, Babe" und ist vielleicht das gelungenste Stücke des Albums. Das darauf folgende Lied ist ganz offiziell eine Hommage an Frank Sinatra. Eines Tages soll der Crooner ins Studio gelaufen sein, nur um den wartenden Musikern mitzuteilen, dass er keinen Bock habe. "Not Today Baby", eben. Mit Reid, die die Rolle der Nancy einnimmt
"Lake Bras D'Or" ist mit seinen Orchestereinlagen arg schnulzig geraten, rückt Roberts von der Melodie her aber in erstaunliche Gefilde, nämlich in die Rammsteins. "What I'm Famous For" macht einen Ausflug in Richtung Country, "Now You See Her" ins Cabaret. Das abschließende, Roberts-lose "Put A Face" sorgt für einen ruhigen wie ereignislosen Abgang.
Nichts wirklich Neues also aus dem Robertschen Universum. Aber endlich wieder recht nett anzuhören. Hits sind, wie schon seit vielen Jahren, keine dabei. Die sind auch nicht mehr nötig. Denn das entscheidende Tor bringt vielleicht Ruhm und gelegentlich bezahlte Auftritte bei Kickturnieren in der Provinz. Ein einziger Hit dagegen Tantiemen. Und so oft, wie der Song mit einem einzigen Buchstaben im Titel – weshalb er übrigens im Guinness-Buch der Rekorde aufgelistet ist, - im Radio läuft, hat Roberts ausgesorgt.
2 Kommentare
MMMMM MMMMMMM MMMMMM MMMMMM
rofl! was will man denn auch sonst zu ctd sagen?