laut.de-Kritik
Culcha Candela statt Jamaika-Koalition!
Review von Benjamin FuchsDas Feuer brennt wieder. Fette Beats, bassige dicke-Hose-Rhymes, bester Culcha-Sound eben. Culcha Candela melden sich zurück und gleich der erste Track "Fuego" zündet wie nix. Die Schultern zucken vor Tanzverlangen. Auf den Dancefloor, jetzt!
Deutschland kann sich über einen Mangel an Reggae-Acts nicht beklagen: Gentleman ist eine feste Bank, auch Seeed sind nicht mehr wegzudenken. Mit Nosliw sprießt interessanter Nachwuchs. Nicht schlecht für eine Nation von vermeintlichen Miesepetern. Das Berliner Reggaekollektiv Culcha Candela schafft es dennoch, aus dem ganzen Wust herauszustechen.
Sie gehen weiter, scheren sich kaum um musikalische Grenzen und engagieren sich in ihren Texten gegen Missstände, ohne den Party-Faktor zu vergessen. Das Debüt "Union Verdadera" war im letzten Jahr eine faustdicke Überraschung. Mit "Next Generation" zementieren sie ihren Platz in der deutschen Musikszene. Oder besser gesagt: Sie grooven sich ganz leger fest.
Hip Hop, Roots-Reggae und Dancehall mischen sich auch auf Album Nummer zwei ungeniert mit Salsarhythmen. Das was letztes Jahr noch keiner für möglich hielt: Reggaeton mauserte sich zum Sound dieses Sommers und die Berliner Truppe hatte ihn schon immer im Gepäck, nur eben nicht ganz so prollig. Echte Trendsetzer.
Nebenbei bleiben die Herren auch ambitionierte Weltverbesserer ohne dabei langweilige Ökos zu markieren. In "Mother Earth" geht es um den Menschen, der den Bezug zur Natur verloren hat, "More Peace" schwingt eine Hip Hop-lastige Friedensflagge gegen Kriege und für davon betroffene Menschen. Da mag man auch das mittlerweile ausgelutschte Thema der Medien- und Konsumkritik verzeihen, zumal es sich beim perkussiven "Scheinwelt" um eines der besten Stücke auf "Next Generation" handelt.
Schwachstellen zeigt dieses Album nur wenige. Das etwas albern geratene "Partybus" oder das süßlich triefende "2ter Blick" braucht man nicht wirklich. Culcha Candela werden sich mit dem Zweitling viele neue Freunde machen und alte bei der Stange halten. Hoffentlich haben sie auch eine gute Trendnase, was die bessere Welt angeht.
5 Kommentare
Ne, stimme da leider nicht zu, an dem Album kann ich einfach nichts finden. Schade.
PS: Solodebut ist Hammer.
warum holst du das thema dann raus?
mir gefällt die platte, aber das debüt ist besser.
Ganz OK, auch wenn sie damals schon ziemlich links wie Mr. Delay war (was zum Glück auch bei Songs wie Augen Auf und No es igual nur teilweise raushört, immerhin hatten sie bei der Live-Version von Augen Auf kein gutes Wort für Frau Merkel übrig)
Ja, ich bin libertär, und im Gegensatz zu den meisten anderen Hörern dieser Musik eher rechts als links (ja, auch Xavier Naidoo-Hörer, hehe). Aber ich stimme den Jungs in Augen Auf, Chant As One und This Is A Warning zum Großteil zu: Gier, Sozialismus und Rassismus sind scheiße.
Und ich bin KEIN Pazifist, aber definitiv gegen Krieg. Dieses Album kann ich auch fast 14 Jahre später immer noch ohne Fremdschämen hören.