laut.de-Kritik
Mit dem Schlagring mitten in die Fresse!
Review von Manuel BergerDie Zahl der skandinavischen Metalbands ist mittlerweile unermesslich. Und sie wächst und wächst und wächst immer weiter. So verwundert es nicht, dass auch die Finnen Curimus Totenschädel auf dem Cover und Todesstahl im Inneren der CD-Hülle verpackt haben. Letzterer klingt trotz zahlreicher Einflüsse aus dem amerikanischen Thrash-Kosmos deutlich nach Death Metal schwedischer Prägung und vereint so das Beste zweier Welten.
Obwohl Curimus heuer bereits ihr zehnjähriges Jubiläum begehen, ist "Artificial Revolution" erst das zweite Langspielwerk der in Loimaa ansässigen Band. Doch die lange Selbstfindungsphase hat sich gelohnt. Schon das 2012er Debüt "Realization" konnte einen individuellen Charakter vorweisen und sich von der unglaublichen Masse an nordischen Veröffentlichungen abheben.
"Artificial Revolution" knüpft am Stil des Vorgängers an, punktet jedoch auch mit einer klaren Entwicklung. Die Songs sind noch brutaler, die Riffs noch zwingender, die Vocals noch aggressiver, die Leads noch griffiger. Es ist beileibe keine Drehung um 180 Grad, die die Finnen mit dem neuen Material vollführen. Doch in ihrer eigenen kleinen Nische reizen sie die Grenzen des Machbaren voll aus.
Dem Hörer knallen Curimus ein düsteres Potpourri aus Death-Thrash-Brechern, vereinzelten Core-Elementen und stampfenden Riffmonstern vor den Latz. Der Propeller rotiert im Dauereinsatz. Furiose Drumwirbel und Blastbeats ringen mit melodiösen Soli, höllische Growls penetrieren die Gehörgänge und machen gelegentlich Platz für gepresste Clean-Vocals. Der Sänger steckt zum einen im Körper eines Gefolterten, der unter Qualen um sein Leben schreit. Zum anderen spielt er selbst den Knecht und brüllt seinem Opfer Wut und Aggression entgegen.
Curimus zerlegen mit fettem Sound alles und jeden. "Artificial Revolution" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein gesalzener Hieb ins Gesicht. Mit Schlagring. Mitten in die Fresse. Bis statt Zähnen nur noch blutiger Matsch übrig ist. Und du wirst sie trotzdem lieben! Aggressionsabbau hat selten so viel Spaß gemacht wie mit Curimus. Zwar bietet das Quartett zwischen all den Genickbruch-Hymnen und King Kong-Geprügel recht wenig Abwechslung. Das erwartet allerdings auch niemand.
Dennoch ist dies der einzige Kritikpunkt an "Artificial Revolution". Denn besonders innovativ gehen Curimus nicht vor. Die Band definiert sich aber klar über einen selbstständigen Sound, der sie von anderen Vertretern des Genres unterscheidet, und beherrschen diesen. Innerhalb ihres eigenen Spektrum ist alles etwas zu vorhersehbar. Das tut dem Hörgenuss freilich keinen Abbruch.
Curimus tun das, was sie am besten können und ziehen ihre Schiene erbarmungslos konsequent durch. Dabei entsteht kein neuer Meilenstein, aber ein durchweg gutes Album, das modernen Thrash Metal in Reinkultur zelebriert. Freunde der etwas extremeren, räudigeren Gangart sollten hier definitiv zwei Ohren riskieren. Aber bitte nicht wundern, wenn Curimus diese im Blutrausch einfach abreißen.
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