laut.de-Kritik
Das Thema Metal ist für Cynic definitiv beendet.
Review von Michael EdeleNach "Traced In Air" war klar, dass sich die Death Metal-Elemente im Cynic-Sound auf dem absteigenden Ast befinden. Vielmehr setzte das Duo Sean Reinert und Paul Masvidal verstärkt auf jazzige Fusionsounds. Aber musste es so weit kommen, dass man mittlerweile eher an eine Fortsetzung von Aeon Spoke denkt als an Cynic?
Scheinbar, denn auf "Carbon-Based Anatomy" ist das Thema Metal für Cynic definitiv beendet. Sphärische Klänge und Gesänge eröffnen die EP mit "Amidst The Coal" und sobald Gastsängerin Amy Correia ihre Stimme erhebt, fühlt man sich in den Händen einer World Music-Truppe. Der Übergang in den Titeltrack ist gewohnt fließend und nur langsam faden die gewohnt luftig jazzigen Drumpatterns von Sean Reinert zusammen mit dem Bassspiel von Sean Malone nach oben.
Ebenfalls sanft und irgendwie abwesend wirkt der Gesang von Paul Masvidal, dessen Stimme entweder mehrfach gedoppelt wurde, oder der sich die ersten Strophen ebenfalls mit Mrs. Correia teilt. Verzerrte Gitarren sind eher die Ausnahme, Synthies und wabernde Soundflächen bilden das Gerüst, wenn Paul seinen Gesang nicht gerade mit akustischen Gitarrenklängen begleitet.
Wo Opeth ihre Metal-Einflüsse hinter sich gelassen haben, um durch die Seventies zu wabern, eliminieren Cynic Growls und harte Gitarren, um nun eher mit sountrackartigen Collagen zu arbeiten, die nicht selten an die Solowerke des ehemaligen Dream Theater-Keyboarders Kevin Moore erinnern. Sehr reduziert, nicht immer mit erkennbarem Fokus, doch auf ihre Art und Weise durchaus fesselnd.
"Carbon-Based Anatomy" gelingt es dennoch zu selten, vollkommen zu überzeugen und meine sehr hohen Erwartungen an diese Band zu erfüllen. Man mag argumentieren, dass sich diese Entwicklung mit "Traced In Air" und vor allem der EP "Re-Traced" bereits abgezeichnet hat. Das mag korrekt sein, doch beiden Vorgängern gelang es besser, den Hörer sowohl bewusst, als auch unterschwellig zu fesseln.
3 Kommentare
ich würde sogar noch weiter gehen als es nur mit world music zu beschreiben. manche tracks überschreiten für mich eine grenze ins kitschige der new age musik.
ich kann mich an die beiden vorgänger absolut nicht mehr erinnern, aber nach dieser review werd ich sie mir nochmal ins gedächtnis rufen.
Absolute Spätzünder-EP. gefällt mir inzwischen extrem gut, wenn auch kein Meisterwerk wie das letzte Full-Length.
Auf das nächste Vollzeit-Album bin ich mal gespannt. Die EP geht aber dennoch gut durch, wenngleich sie mich doch etwas enttäuscht hat. Meine Wertung fällt deshalb sehr ähnlich aus: http://klangkino.blogspot.com/2011/11/musi…