laut.de-Kritik
Hochkarätige Gästeliste und Beats auf US-Level.
Review von Stefan JohannesbergFür den Berliner Beatbastler DJ Desue scheint nun die Zeit gekommen, endlich "Butter bei die Fische" zu geben. Nach seinem wenig beachteten
Debut und der unsäglichen "Fuk Toemack"-Geschichte droppt der 22-Jährige nun seine "Kunst des Krieges". Die hohe Erwartungshaltung hatte sich im Laufe des Sommers dank geschickter Promo-Gags und stargetränkter Gästeliste in Schwindel erregende Höhen geschraubt, doch das Endprodukt enttäuscht leider ein wenig. Weder findet sich ein Track vom Kaliber eines "Adriano (Letzte Warnung)" oder "Four Fist Part II" auf dem Album, noch kann Desue trotz US-Produktionslevel den alten Vorwurf des Primo-Plagiats gänzlich abschütteln.
So klingen der Titelsong sowie die Tracks "Warzone", "Wannabe Emcees" und "Let Ya Niggaz Know" wie frisch aus einem Gang Starr-Guss geschmiedet. Da zaubern einem auch die "Art Of War"-Gedanken renommierter Rapper wie Afrob, Nature oder D-Flame kein Lächeln aufs Gesicht. Ebenfalls unter den innovativen Ikea-Tisch fallen der lahme Afu-Ra-Auftritt bei "The Score" und das dünne "War" mit AG und Party Arty. Und was sich Desue bei dem Duett Cassandra Steen (Glashaus) und Kool Savas gedacht hat, bleibt wohl auf ewig sein Geheimnis. Nicht dass die beiden Künstler schlecht abschneiden, aber Desue versucht hier vergeblich, an typische Savas-Sounds anzuknüpfen.
Der Spruch mit den Leisten des Schusters liegt greifbar nahe, doch zum Glück bekommt der sympathische und talentierte Haschim oft genug die Kurve, um sein Werk in sichere Gewässer zu steuern. Bei "Mach mal halblang" zahlen ihm Eißfeldt mit lang vermisster politischer Schärfe und Illo mit seinem Murderflow das in sie gesetzte Vertrauen zurück. Absolut Alltime Favorite-verdächtig kommt auch die "Summertime Heat" daher. Sadat X schießt hier auf dem sonnig-freshen Kopfnicker-Beat flowtechnisch den Vogel ab. Ebenfalls auf der sicheren Seite befinden sich der Sure Shot "U Know How We Do" mit Samy Deluxe und Buckshot sowie das smoothe "Lay down And Die".
So wäre "Art Of War" eigentlich ein sehr gutes Hip Hop-Album geworden, wenn es nicht wegen zu hoher Erwartungshaltung und des arg Ami-lastigen Sounds an Klasse verlieren würde. Zwar kann auch ein Desue keine Hits en masse aus dem Ärmel schütteln, aber als Top-Produzent, der er nun mal sein möchte, ist eine eigene Note unabkömmlich. Frei nach dem Rza: "Couple Your Own Heart With This Shit." Hier wurde eindeutig noch nicht genug gekuppelt.
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