laut.de-Kritik
Sein Mix ist top, die Covergestaltung ein Flop.
Review von Daniel StraubDas Berliner Label Get Physical Music tischt groß auf. Für die neunte Auflage ihrer beliebten Mix-Compilation-Reihe ist mit DJ Hell einer der internationalen Top Player der House- und Technoszene am Start. Und der Altstar entttäuscht nicht. Sein Mix macht dem Begriff alle Ehre: Er entzieht sich einfachen Kategorisierungen, bringt mehrere Jahrzehnte Clubmusik zusammen, wartet mit großen Namen auf und überrascht mit vielversprechenden Newcomern.
Der Groove stimmt dabei natürlich auch, allerdings ohne dass "Body Language Vol. 9" einen gnadenlosen Tanzzwang entfaltet. Es zeugt von einem guten Maß an Abgeklärtheit und Selbstsicherheit bei den Get Physical-Machern, dass sie für die neunte Labelcompilation jemanden wie Hell an den Mixer gestellt haben.
Der kann einerseits zwar mühelos den Dancefloor rocken, bringt andererseits aber auch gerne sein enormes Musikwissen in seine Sets ein. Auf "Body Language Vol. 9" verbindet er diese beiden unterschiedlichen Seiten seiner Künstlerpersönlichkeit. Sein DJ-Set ist Tanzvorlage und abwechslungsreiche Geschichtsstunde in einem.
Mit Klaus Schulze und David Bowie spielt er zwei Stücke aus der Frühzeit seiner Karriere, als Indie, Wave und Punk noch viel Platz in seiner Plattenkiste für sich beanspruchten. Damals feierten auch die britischen Synthie-Popper von Depeche Mode ihre ersten internationalen Erfolge. Sie finden sich nun ebenfalls im Hell-Mix wieder, allerdings nicht mit einem angestaubten 80s-Stück, sondern mit "Esque", einem selten gehörten Bonustrack vom letzten Studioalbum "Sounds Of The Universe".
Die Erinnerung an die Clubkultur der 90er Jahre, in denen sich elektronische Tanzmusik vom Spartenprogramm zum massenhaften Ausgehvergnügen entwickelte, rufen Namen wie der des Engländers Baby Ford sowie der Amerikaner DJ Assassin und Daniel Wang wach. Die Brücke in die Gegenwart schlagen Stücke von hoffnungsvollen Newcomern wie Die Vögel, Dollkraut und Adam Port, die allesamt lediglich eine Handvoll Releases in ihrem Backkatalog angesammelt haben.
Kurz vor Ende seines Sets spielt DJ Hell dann schließlich auch noch einen Track aus seinem eigenen Studio. "Germania" war bereits auf seinem letztjährigen Album "Teufelswerk" zu hören, mit dem sich der Münchner eindrucksvoll als einer der Top-Produzenten zurückgemeldet hat. Eine gelungene Mix-CD, aber ... was bitte soll das Coverartwork?
1 Kommentar
hell is hell