laut.de-Kritik
Reality-Rap aus Berlin.
Review von Stefan JohannesbergYo, Berlins Rapszene macht ordentlich Dampf, denn schon wieder bringt eine Hip Hop-Formation ihr Debutalbum auf den Markt und setzt ihre eigene, originelle Duftnote in die Plattenläden. Die Emcees Timo und Charnell des Duos Da Fource sorgten schon im März 2001 mit der EP "Komm auf den Punkt" für Aufsehen. Suchen doch die Berliner Ghetto-Geschichten momentan ihresgleichen. Die Zeit, in der Jugendliche aus unteren, ärmeren Schichten nur Ami-Rap hören mussten, um sich verstanden zu fühlen, sind vorbei. Im Gegensatz zu dem Gros der deutschen Acts kommen Da Fource wirklich von der Straße und verkörpern diesen Style auch konsequent, indem sie über den alltäglichen Überlebenskampf berichten.
Mit von der Partie sind Rap-Superstar Samy Deluxe, Soulqueen Bintia, der Berliner Newcomer Bektas, Frankfurts Finest D-Flame, die Ventura Brothers aus Köln und Dean Dawson von den Spezializtz. Doch ein ungeschriebenes Gesetz in der Rapmusik lautet: Hol dir nie Gäste auf dein Album, die mehr Skills haben als du selbst. So zeigen besonders Samy, Bektas und Dean ihnen ungewollt dem Duo die reimtechnischen Grenzen auf – sie rappen Da Fource glatt an die Wand. Den Beiden muss man allerdings zu gute halten, dass sie mitunter sehr viel wert auf das schwierige Storytelling legen (im Vergleich zu Samy etwa). Dumm ist nur, dass ihr extrem holpriger Flow, und mag es auch der persönliche Style sein, einfach nicht recht in Schwung kommen will.
Auch die Produktionen von DJ Rocky, Afrob und dem Plattenpapzt sind eine zwiespältige Angelegenheit. Straighte, aber drucklose, Eastcoast-Beats und düster-dramatische Klassiksamples sind nicht unbedingt der Weisheit innovativster Schluss. Der Sound passt jedoch als Untermalung gut zu den angesprochenen harten Lyrics. Zwar sind die Amis Da Fource künstlerisch meilenweit voraus, und viele Raphörer werden sich noch immer eher die neuesten Scheiben von DMX, Jadakiss oder Mobb Deep holen, doch ein wichtiger Anfang ist getan. Hier ist viel Entwicklungspotential vorhanden, denn Timo und Charnell sind ja auch erst Anfang Zwanzig.
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