laut.de-Kritik
Der kann mehr als "Gasolina".
Review von Benjamin FuchsIn diesem Jahr tanzt der Sommer Reggaeton. Salsa - und Dancehall-Rhythmen verbinden sich mit Hip Hop-Elementen zu einer höchst tanzbaren Mischung. So auch bei dem Puerto Ricaner Daddy Yankee, der nicht erst seit gestern dieser Musikrichtung Leben einhaucht, sondern vielmehr seit 15 Jahren aktiv ist. Seine Single "Gasolina", eine Hymne für Auto und Motorradprolls, fanden viele am Anfang noch witzig, aber auch hier stellte sich bald das Sommerhitsyndrom ein - es wurde bis zum Erbrechen rauf und wieder runter gespielt.
Daddy Yankee hat auf seinem Album aber noch einiges mehr zu bieten. Zum Beispiel den Track "King Daddy" mit einem Beat, der wie Gewehrsalven klingt und der in der Singleversion von "Gasolina" kurzerhand an den Schluss gemixt wurde. Auch er muss seine extreme Tanzbarkeit mit einem ordentlichen Maß an Monotonie bezahlen. Gefällt trotzdem. Wesentlich langsamer und mit englischem Text, eine Rarität auf der überwiegend spanisch getexteten Platte, kommt "Like You" daher. Relaxt und zurückgelehnt, aber auch etwas langweilig.
"Cuentame" beginnt mit einer Akustikgitarre, bevor der Beat einsetzt, beschwört mittelamerikanische Folklore mit Panflöte. Es zeigt, dass Daddy Yankee mehr kann, als prollige Motorengeräusche und Maschinengewehre zu sampeln. "Santifica Tus Eskapularios" ist dagegen fast ein reiner Rap-Track, wenig spektakulär, aber deswegen noch lange nicht schlecht.
In den USA hat Yankee den Durchbruch schon vor diesem Album vollzogen. Nas produzierte einen Track mit dem Newcomer, und auch P.Diddy ließ es sich nicht nehmen, mit ihm eine Bühne zu teilen und zusammen mit Daddy Yankee "Gasolina" auf einer Award-Show zu performen.
Ein Problem stellt für viele Hörer allerdings die Sprachbarriere dar. Bei einem Genre, in dem es auch auf den Text ankommt, ist es natürlich schade, ihn nicht verstehen zu können und dadurch die Songs auf den Beat und die Melodie reduzieren zu müssen. Nur sicherlich wird niemand den Musiker für die eigene Sprachunkenntnis verantwortlich machen wollen, zudem die Songs auch ohne dieses Verständnis stimmen.
Einziges Manko des Albums sind die engen Grenzen des Reggaeton, die aber auch oft im Dancehall vorkommen: Es gibt wenige Beat-Variationen, die langsamen Rhythmen gleichen sich untereinander ebenso wie die treibenderen. Da stellt sich bei den über 70 Minuten Musik irgendwann zwangsläufig Langeweile ein. Aber die ersten zwölf Songs sind, abgesehen von "Salud Y Vida", ohnehin die besseren.
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