laut.de-Kritik
Ein Sommer-Indiehype: Geektum bis zur Überzüchtung kultiviert.
Review von Matthias MantheDas Debüt des gleichnamigen Musikerkollektivs um den New Yorker plustert sich schon seit Monaten aus den einfachsten Mitteln zu einem kleinen Indiehype-Thema für den Sommer 2010 auf.
Abgeklemmte Gitarrenakkorde, ein paar Drumpads, jede Menge Claps sowie naiv-romantische Antifolk-Lyrik über das Scheitern mit und ohne Frauen, vorgetragen mit nonchalanter Vokaldehnung nach Casablancascher Machart - fertig ist die Hausmannskost der LoFi-Gefälligkeiten.
Man muss also nicht grad eben noch klassischen Symphonien gelauscht haben, um sich von der Simplizität zunächst mal erschlagen zu füllen. In Anbetracht dieser schlichten Strokes-meets-Moldy-Peaches-Emulsion – Deez gilt was in der Antifolk-Szene im New Yorker East Village, spielte mit Regina Spektor und Adam Green - nimmt es auch nicht Wunder, wenn das Musikalische in der Berichterstattung allzu leicht überschattet wird von Randnotizen.
Darwin Deez, der Mittzwanziger mit der bescheuerten Frisur, Deez, der mit dem Haarband und dem Schnauzbart, Darwin, der auf der Bühne regelmäßig Napoleon-Dynamite-artige Tanzeinlagen aufbietet, kurz: Hier wird Geektum kultiviert bis zur Überzüchtung.
Was bedauerlicherweise zumindest für eine Handvoll Songs zu einer vorzeitigen Übersäuerung am Thema führen könnte. An den beschwingt-fluffigen Gutlaunern "Radar Detector", "DNA" und "Constellations" zum Beispiel kann nur rummeckern, wem der Sommer ganz grundsätzlich immer entweder zu kalt oder zu heiß ist.
Der Rest erfreut sich an elf karg instrumentierten Indieliedchen, deren Hauptmerkmal allerdings nicht ihre unzweifelhafte Pop-Eingängigkeit, sondern die etwas sture Gleichförmigkeit bildet.
Darwin Deez setzen stets auf eigentlich charmantes Straight-Forward. Durch diese unterbrechungsfreie Leichtigkeit klingen sie recht bald jedoch wie ein ausgegrabenes The Strokes-Demo, minus deren detailversessene und vor allem elaborierte Einfachheit.
Es bleibt eine halbe Stunde wunderbar blauäugiger Sonnenschein-Indie/Antifolk aus der Schlafzimmer-Laptop-Produktion, deren inwendige Austauschbarkeit nicht die beste Voraussetzung für dunklere Jahreszeiten besitzt. Für Gönner und Genießer des Moments.
2 Kommentare
Äh ja, die alternativen Indie-Studentinnen brauchen ja auch ihren Sommersoundtrack, nech?
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