laut.de-Kritik
Harmlose Hymnen für die Generation "Twilight".
Review von Alexander Kroll"Get me right" - versteh mich richtig - heißt der erste Song, und man versucht es wirklich. Zumal der Track, der das sechste Studioalbum des Emo-Gründervaters Chris Carraba eröffnet, wirklich mitreißt.
Wie zu seinen Anfangstagen, nur von einer Akustikgitarre begleitet, arrangiert der 34-jährige Bandleader aus Florida in einen spannenden Einstieg ins Dickicht innerer Dämonen bis das Schlagzeug den Takt aufnimmt und mit E-Gitarren in einen rauschenden Refrain mündet. Ein altbekanntes Muster, ein Klischee des Alternativerocks, das da wieder lebendig wird.
Leider bleibt es nicht dabei. Im Gegenteil: "Alter The Ending" offebart sich als große Ansammlung von Klischees. Gleich der zweite Titel "Until Morning" begibt sich bedingungslos auf ausgetrampelte Emo-Pfade. Mit pubertär hysterischen E-Gitarren und Vocoder-Echos spielt sich die Musik wahnwitzig ins Aus. Die Lyrics hauen ebenfalls auf die Pauke. Zweimal das Szenario, dass alles zu Asche verbrennt? Okay. Aber dann "Oh, save me, from a grey life"? Keine Chance.
Die Platte steckt im engen Genre-Korsett fest, dabei gäbe es genügend Ausbruchsmöglichkeiten. Mehrere Songs starten vielversprechend, mit Klavier und ausdrucksvoller Stimme, doch der Refrain gerät fast immer zum Dolchstoß. Da hilfts auch wenig, wenn man ihn zehn Mal wiederholt.
Bei zwei Songs ist es sogar andersherum: "The Motions" und "No News Bad News" haben Hooklines, die fast so elektrisch sind wie die der frühen Soul Asylum. Doch der Rest bleibt sterbenslangweilig.
Am liebsten wäre "Alter The Ending" mit seinen großen Gesten und Durchhalteparolen eine Neuauflage des Amerikanischen Traums. Stattdessen kommt nicht mehr als ein Beispiel für seine verblassende Hülle heraus.
Man könnte zum Schluss gar eine verhängnisvolle Rechnung aufmachen - wie die Rock-Romantik vom verheißungsvollen Weg in die Freiheit abkam: Was bei Bruce Springsteen noch "Backstreets" waren, die bei Bon Jovi dann "Crossroads" werden mussten, heißt bei Dashboard Confessional leicht und sinnfrei "Belle Of The Boulevard" - harmlose Hymnen für die Generation "Twilight".
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