laut.de-Kritik

Der Texter gehört an den Testikeln aufgehängt.

Review von

"Keep smiling, The Hoff is back. And the best is yet to come." Dass sich hinter diesem freundlichen Gruß eine finstere Drohung versteckt, man hätte es eigentlich ahnen müssen. Doch gefangen im Irrglauben, den Bodensatz bereits erreicht zu haben, täuscht man sich leicht.

Im Mulm der sogenannten Unterhaltungsindustrie lässt sich noch weit tiefer gründeln. Dort scheint man das Volk mindestens für grenzdebil zu halten. Diese Einschätzung der Käuferschaft muss stimmen. Platz 26 für "A Real Good Feeling" in den deutschen Album-Charts belegt: Man will sich offenbar mit aller Gewalt für blöd verkaufen lassen.

Allein schon die Trackliste entlarvt "A Real Good Feeling" als astreinen Nepp. 15 Songs umfasst die Platte - auf dem Papier. Tatsächlich hagelt es gerade einmal neun Nummern, die mit viel Wohlwollen als neu durchgehen. Dazu gibt es wieder einmal den ewigen Gassenhauer "Looking For Freedom". Worauf sich der Zusatz "2011" im Titel gründet ist nicht wirklich ersichtlich.

"The Hoff Party Megamix 2011" fasst in zehn Minuten Spielzeit noch einmal zusammen, was man gerade gehört hat. "The Hoff Medley" fügt, genauso lieblos aneinander geklebt, die Hits aus vergangenen Zeiten an. Wer tatsächlich nicht bemerkt haben sollte, dass nahezu das komplette Album einen einzigen Rhythmus reitet - den von Keyboard-Alleinunterhaltern favorisierten Discofox-Beat aus der Konserve nämlich, bekommt es in beiden Medleys brutalstmöglich aufs Auge gehauen.

Den Sinn hinter der Idee, einen Remix (!) eines Songs anzufertigen, hat man ebenfalls nicht kapiert. "It's A Real Good Feeling" klingt im "Fox Remix" haargenau wie die Vorlage. Auch die Unterschiede zwischen Original und Remix "California Girl" gestalten sich minimal. Was solls, lass' uns die Nummer einfach dreimal auf die Platte hauen! Die Chance, dass das niemand merkt, ist tatsächlich gegeben. Schließlich hat Hasselhoff auch vorher schon x-mal das gleiche Programm abgespult. Schnurgerader Vierviertelbeat, jaulende E-Gitarren, der letzte Refrain einen Halbton höher - modulate! Irgendwann implodiert jedes Hirn.

Willkommen in der Mitklatsch-Hölle. "A Real Good Feeling" hätte von vorne bis hinten in die ZDF-Hitparade zwischen G.G. Anderson und Nicole gepasst. Wer verantwortet eigentlich derart zopfigen Scheiß? "Musik und Text: Christian Geller", verpetzt das Booklet einen Übeltäter, der für seine uninspirierte Meterware eigentlich an den Testikeln aufgehängt gehörte.

Aber halt, vielleicht ist der Mann doch unschuldig. Er wird schließlich auch im Falle "Heartbreak Café" als Urheber geführt. Kann ja gar nicht sein, dass er, Jahrgang 1975, ein Stück verbrochen haben soll, das Peter Alexander schon 1976 unter dem Titel "Die Kleine Kneipe" zum Besten gab. Und wer würde sich schon mit Texten rühmen wollen, die sich nicht entblöden "I'm so lonely, feeling blue" auf "I love you" zu reimen? "Have fun in the sun."

"You Are A Hero" klaut ganz ungeniert bei "YMCA" von den Village People. Warum auch nicht? Das funktioniert immer noch auf jeder Schwulenparty, da wollen wir mal ein Auge zudrücken. "You are a hero, don't care what people say. You will find your way." Viel Glück dabei.

Am Ende dürfen dann die Hasselhoffschen Töchter ran. Die haben mit ihrem Vater schließlich schon Schlimmeres als ein von vorne bis hinten dröges Stimmungsschlager-Album durchgestanden. Ihr Beitrag wirkt am Ende von "A Real Good Feeling" tatsächlich wie ein Bad im Jungbrunnen - ganz schön traurig, eigentlich. Zu mehr als zum 08/15-Clubstampfer taugt nämlich auch "Masquerade" nicht.

Trackliste

  1. 1. Hey, We Wanna Rock The World
  2. 2. It's A Real Good Feeling
  3. 3. Keep My Dream Alive (Party Version)
  4. 4. Lonely Days & Lonely Nights
  5. 5. You Are A Hero
  6. 6. California Girl
  7. 7. Pina Colada Girl
  8. 8. Heartbreak Café
  9. 9. Let's Have A Party
  10. 10. Looking For Freedom 2011
  11. 11. It's A Real Good Feeling (Fox Remix)
  12. 12. California Girl (Remix)
  13. 13. The Hoff Party Megamix 2011
  14. 14. The Hoff Medley
  15. 15. Masquerade (Bella Vida)

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