laut.de-Kritik
Der dunkle Zwilling kommt melancholisch daher.
Review von Michael EdeleWas macht man, wenn man ein paar klasse Songs in der Hinterhand hat, diese aber nur bedingt zum Material der eigenen Band passen und man den Sound der Hauptcombo konsequent nicht verändern will? Richtig - man startet einfach ein weiteres Projekt.
So hält es auch Tuomas Saukkonen, Sänger/Gitarrist und kreative Kraft hinter Before The Dawn. Als er nämlich bei den Arbeiten zum dritten Before The Dawn-Album "The Ghost" auf einmal feststellt, dass er eine ganze Reihe guter Songs hat, die aber doch deutlich dunkler, melancholischer oder schlicht anders sind als das, was ihm mit seiner Hauptband vorschwebt, ruft er den dunklen Zwilling Dawn Of Solace ins Leben. Genau wie in den Anfangstagen seiner alten Band, so nimmt Tuomas auch bei seinem neuen Baby wieder (weitgehend) alles in die eigene Hand.
Nach dem eher gespenstischen Intro "Dying Daylight" leitet eine akustische Gitarre in "Wings Of Darkness Attached On The Children Of The Light" über. Langsam gesellen sich ein paar zaghafte Keys dazu und ein simpler Beat, ehe auch verzerrte Gitarren und die Growls von Tuomas über den Song herein brechen. Doch den wahren Trumpf spielt er erst später aus, wenn Lars Eikind seine klare Stimme erschallen lässt, die etwas von Garm von Ulver hat und die Tuomas' Growls schön kontrastieren.
Ebenfalls sehr episch drängt "I Was Never There" im Anschluss aus den Boxen. Ohne die Geschwindigkeit auch nur ein wenig anzuziehen erklingen melancholische, fast schon depressive Melodien, denen man sich kaum entziehen kann. Erst im Refrain, mit leicht strafferem Tempo, bäumt man sich ein wenig gegen den unvermeidbaren Untergang auf. Erneut eine Akustikgitarre und dieses Mal auch klarer Gesang läuten "Dead Air" ein, dem aufgrund des leicht folkigen Charakters ein Hauch von Borknagar anhängt.
"I Am Chaos, I Am Destruction" beginnt ebenfalls alles andere als chaotisch oder zerstörerisch, sondern viel eher ruhig, sanft und zerbrechlich. Trotz einsetzender Doublebass bleibt der Song sehr hypnotisch und lässt einen auch lange Zeit im Unklaren, ob überhaupt noch Gesang einsetzt. Die derben Shouts gegen Ende des Songs stammen von einem Herrn namens Jukka Salovaara. Mit dem zur Abwechslung mal recht kurzem "Winter Song" wagte Tuomas schließlich den Schritt zur reinen Akustiknummer mit klarem Gesang.
Klar, dass "Wrath Of Gods Amongst Us" im Anschluss einen Kontrapunkt setzen muss und wieder mit tiefen Growls von Tuomas aufwartet. Stilistisch ist es die härteste Nummer des Albums, die sich noch einmal aufbäumt, bevor "Avalanche" die Scheibe instrumental zu einem gelungenen und besinnlichen Ende führt. Für die kommenden Herbstage ist die Scheibe jedenfalls unersetzlich.
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