laut.de-Kritik

Viel Schatten ... genau wie es die Anhänger lieben.

Review von

Ich gebe zu, mit dem Opener kriegen sie mich. "What You Deserve" beginnt nicht nur mit einer angenehmen Bassdrum und State Of The Art-Electrosounds, sondern ruft auch zärtlich und überhaupt nicht platt den alten Depeche Mode-Song "Nodisco" in Erinnerung. Als bewusstes Zitat dürfte dies zwar nicht gedacht sein, lange genug sind Steffen (Gesang) und Thomas (Keyboards) aber eigentlich schon im Geschäft, um die britische Referenzgröße mal frontal anzugehen.

Wirklich geändert hat sich im Sound von De/Vision natürlich wenig. Einschlägige Wave- und Synthie Pop-Magazine liegen sich darob in den Armen, dass das Duo aus Bensheim sich mit "Noob" wieder deutlicher als bislang der Elektronik zuwendet. Detailreichtum, der Menschen, die nicht alljährlich das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig besuchen, auf ewig verschlossen bleiben wird.

Außer dem Opener ist dem Duo auf ihrer neuen Platte noch "The Far Side Of The Moon" gut gelungen, was vor allem dem starken Refrain zu danken ist. Ansonsten fragt man sich leider wieder zu oft, ob man einen Song schon kennt und falls nicht, ob dies überhaupt von Vorteil ist. Viel Schatten, wenig Licht; eigentlich bieten De/Vision genau das, was Anhänger des vorwiegend dunklen Musikgenres lieben.

Dass "Noob" ohne Trance-Flächen und ähnlich peinlichem Schabernack auskommt, heißt nicht, dass es an den neuen Songs nichts auszusetzen gäbe. So fehlt Sänger Steffen nach wie vor die stimmliche Tiefe, um Balladen wie "See What I See" zu Gänsehaut-Highlights zu formen. Allzu oft passt sich sein gleichförmiger Vortrag auch den konservativ-mediokren Kompositionen an ("Life Is Suffering", "Living Fast, Dying Young").

Wer über Textzeilen wie "You've got to confess / that your life is a mess" hinweg hören kann und die aktuellen Veröffentlichungen von Mesh und VNV Nation gründlich satt hat, sollte dennoch nicht enttäuscht werden.

Trackliste

  1. 1. What You Deserve
  2. 2. Obsolete
  3. 3. Nine Lives
  4. 4. Life Is Suffering
  5. 5. Death Of Me
  6. 6. Flavour Of The Week
  7. 7. Deep Blue
  8. 8. Love Will Find A Way
  9. 9. See What I See
  10. 10. Living Fast, Dying Young
  11. 11. The Far Side Of The Moon
  12. 12. What It Feels Like

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15 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    @Reichsbedenkenträger (« ...da zappt man durchs Netz, sucht ein paar Meinungen über das neue D/V-Album, stößt auf eine ernstzunehmende Seite, auf der sich scheinbar jede noch so abartige Scheibe irgendwie erwähnt findet ... man findet eine im Ansatz brauchbare CD-Kritik und ... ja, Lesermeinungen !!!!!! Richtige Meinungen ! 10 Stück ! Da haben Leute IHRE Wertung geschrieben, welche Lieder sie mögen, welche nicht und warum, Vergleiche mit alten D/V-Scheiben usw. ... sollte man denken. ABER NEIN - eine Horde Flachpfeifen machen sich gegenseitig an, wer aufs WGT geht, wer keine Ahnung hat und verabreden sich zum Saufen ! Hört mal, Kinder, könnte mir jetzt man irgend jemand ein paar verwertbare Hinweise, ob ich jetzt ins Plattengeschäft schlappe und das Ding kaufe ??
    Danke schon mal - diese Aufregung zu später Stunde is halt nix mehr für mich ... bei so Geschichten sterben dem Thomas die Fans bald an Herzkasper weg ... »):

    Trotz Deiner herablassenden und unqualifizierten "Kinder"-Ansprache werde ich Dir antworten auch wenn ich mich mit Mitte 30 damit nicht angesprochen fühle. Zum einen ist es in einem Forum per se nicht absehbar wohin sich eine Diskussion entwickelt und zum anderen gibt es auch einige Hinweise auf die Qualität des Albums.

    Wenn Du jetzt einen genaue Aufdröselung in jeden Song erwartest dann scheinst Du falsche Vorstellungen von einem Forum zu haben und hörst einfach selber in jeden Song via Amazon und Co. rein. So wie Du hier postest stehst Du ja sowieso über den Dingen und würdest Meinungen wahrscheinlich nicht unbedingt für voll nehmen. Aber trotzdem möchte ich Dir meine mittlerweile nach mehrmaligen hören entwickelte Meinung zum besten geben:

    Noob ist nach dem extrem schwachen "Subkutan" ein typisches De/Vision-Album im besseren Sinne. Sprich: Schöne Melodien, die nicht beim ersten Mal ins Ohr gehen, sich dafür entwickeln. Zudem sind mal wieder einige gelungene tanzbare Stücke dabei. Dafür muss man auf echte Hits die beim ersten Mal zünden, wie etwa "Try to forget" oder "Blue Moon" verzichten, aber wer sich in Zeiten von Millionenfach-Download-Songs etwas Zeit nimmt wird belohnt. Der Sound ist differenziert, der Text wie immer alles andere als das. Bester melodiöser Synthie-Pop, um das Genre mal wieder ins Gespräch zu bringen.

    Für mich das beste Album seit "Unversed in love", und das obwohl ich am Anfang etwas enttäuscht war.

  • Vor 16 Jahren

    ich stimme sique zu. die schönheit von noob offenbahrt sich sicher nicht nach dem ersten hören. doch die scheibe hat eine langzeitwirkung und entwickelt nachhaltig den eindruck, gut komponiert und auch gut getextet worden zu sein. meinungen gehen auseinander, auch das ist klar. klar ist aber auch, dass noob soundtechnisch das maximal machbare darstellen, und die grundregeln mit hohem ausgangspegel bei niedrigem grundrauschen wurden ebenso eingehalten, wie etwa das nichts übersteuert ist oder unsauber ausgesteuert.

    noob ist sein geld wert, und zwar für die hörer, die sich offen gestanden auch etwas zeit nehmen wollen, "reinzuhören". ist noob nur eine scheibe von 30 heruntergeladenen Alben, dann vergeßt es, und schmeißt sie gleich in den papierkorb.

    für alle mit offenen ohren: viel spaß beim hören und anschließend beim genießen!