laut.de-Kritik

Bratzen-Böller zum Silvesterfeuerwerk.

Review von

Obwohl Joel Zimmermann in den vergangenen Jahren an seinem Trophäenschrank regelmäßig anbauen musste und inzwischen nicht mehr aus der globalen Danceszene wegzudenken ist, erscheint erst jetzt sein erstes wirkliches Album. Das bedient sich zwar exakt identischer Mittel wie dessen Vorgänger "For Lack Of A Better Name", dafür soll die Demonstration seiner Live-Show dem Konzept eines klassischen Studioalbums weichen.

Dass dabei alle Tracks schnurstracks auf das gemeinsame Durchdrehen samt Champagnerdusche abzielen, zeugt nicht unbedingt von einem ausgereiften Entwurf, vielmehr von der musikalischen Spannweite des kanadischen Jungstars. So bildet die Songliste abermals eine Art Live-Mix, der als Silberling einzig auf die visuelle Unterstützung seines opulenten Stadion-LED-Gewitters verzichten muss.

Und auch wenn kein Song auf dem Album eine kompositorische Renaissance erfahren hat, so rettet erneut die tontechnische Perfektion der Produktion über etwaige Qualitätsverluste hinweg. Vielleicht etwas zu häufig an der Erfolgsformel von "Ghost'N'Stuff" skaliert und zu viel der Stadion-Großraum-Partyluft geschnuppert, doch immer mit bewährter Wirkung und Tanzflächen-Selbstverständlichkeit.

Im mau5'schen Klanglabor brodeln New Rave-gefärbte, von Justice geschmiedete Bass-Eisen, van Helden gelehrte Filter-Fanfaren, Pop-verwöhnte Synthesizer-Übersteuerungen und glattgebügelte MSTRKRFT-Rüpelhaftigkeit, bis der Zuhörer schließlich seinen Leuchtstick zückt. Auf Albumlänge viel zu monoton und vorhersehbar, einzeln jedoch ein solides Feuerwerk an Bratzen-Böllern, die allesamt definitiv zünden.

Von seiner Farblosigkeit gezeichnet überrascht ein Dubstep-Ausflug mitten in "One Trick Pony", der sich bis zum Finale ausdehnt, daher um so mehr. Sonst tanzt "4x4=12" ziemlich gerade zu seinen Techhouse- und Electro-Bangern.

Ein echtes Studioalbum ist Deadmau5 sicherlich nicht gelungen, wohl eher eine Aneinanderreihung einzelner 12' Inches. Und sicherlich ist intelligente Tanzmusik etwas anderes. Aber als Lehrstück tontechnischer Fertigungskunst überzeugt das Album allemal. Und Intellekt hat im sonst eher animalischen Nachtleben auch einfach nichts verloren.

Trackliste

  1. 1. Some Chords
  2. 2. Sofi Needs a Ladder ft. Sofia Toufa
  3. 3. City In Florida
  4. 4. Bad Selection
  5. 5. Animal Rights ft. Wolfgang Gartner
  6. 6. I Said (Michael Woods Remix) ft. Chris Lake
  7. 7. Cthulhu Sleeps
  8. 8. Right This Second
  9. 9. Raise Your Weapons ft. Greta Svabo Bech
  10. 10. One Trick Pony ft. Sofia Toufa
  11. 11. Everything Before

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