laut.de-Kritik
Der Angriff der Trällerviren.
Review von Michael SchuhEin Cover sagt oft mehr als tausend Worte. Wenn die Kosmetikabteilung für das Artwork größeren Aufwand zu betreiben hat als der Layoutgrafiker, ist in der Regel R&B in da house. Auch Debelah Morgan führt uns an die Grenzen ihres Ausschnitts und in die Tiefen ihres Soul-Pops voll inbrünstiger Liebe, irdischem Verlangen und glühendem Vergehen. So man den Texten aufmerksam lauscht, was sich unter Aufbringung aller Geduldsfäden nicht immer einfach gestaltet.
In der bereits chartserprobten Single "Dance With Me" bemüht die Schöne die betörende Hookline eines alten Tango-Klassikers, um ihren Angriff der Trällerviren möglichst breit zu streuen. Dass dieser Plan in der Realität gut aufgeht, beweist ein kurzer Blick auf die Charts, deren vorderste Plätze selbstredend auch Ziel von Debelahs Longplayer darstellen. Auf 14 Songs legt sich die Detroiterin deshalb siegessicher ins Zeug und tritt mit ihren jungen 24 Jahren auch recht eindrucksvoll in die Fußstapfen bekannter Verdächtiger.
Ob bei der Uptempo-Nummer "I Remember" oder ruhigeren Stücken wie "What Would You Do" und "Alright" - die Aufnahmekriterien für ein Duett mit Mariah Carey oder Whitney Houston dürften erfüllt sein. Daneben zeugt die Produktion von großzügiger finanzieller Unterstützung ihres Labels. Erwartungsgemäß wurde der Grundstein späteren Erfolgs auch bei Debelah im Kirchenchor gelegt. Dies lässt sich genreklassisch in demütig ausufernden Dankesbezeugungen an Gott, Eltern, Brüder und sämtliche Schwestern nachweisen, denen im Booklet gedacht wird. Love is eben all around.
Was Debelah von Konkurrenten unterscheiden mag, ist ihr über unglaubliche "fünf Oktaven" erhabenes Stimmvolumen, welches Freunde des zeitgenössischen R&B versonnen in Träumen schwelgen lässt. Wie ein alter Hase drückt die ehemalige Miss Teen Black Arizona mal den Ohrwurmknopf ("Think Of You") und mal den 70er-Disco-Knopf ("Take The Rain Away"), während sie unentwegt fiepst und soulpopt. Genug. Jetzt will ich mal drücken. Und zwar auf "Exit".
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