laut.de-Kritik
Verzerrte Akkorde und eine Stimme wie aus dem Jenseits.
Review von Giuliano BenassiSowohl mit seiner aufgelösten Band Clann Zú als auch unter eigenem Namen hat sich Declan de Barra einen Namen für düstere, introvertierte, weitgehend akustische Kompositionen gemacht. "Musik mache ich zuallererst für mich selbst. Ich fühle mich nach wie vor geehrt und überrascht, dass es Menschen gibt, denen meine Musik gefällt und die sogar zu meinen Konzerten kommen. Das wird nicht immer so bleiben, weil sie sich irgendwann für etwas anderes interessieren, aber ich werde weiterhin Musik machen, in welcher Form auch immer", erklärt De Barra seine Einstellung.
Dass er damit nicht gerade die Charts gestürmt hat, versteht sich von selbst. Doch auch mit dem vorliegenden Album ist ihm wieder ein detailverliebtes Werk gelungen. Insbesondere in Bezug auf die Verpackung, die sich wie ein gefaltetes Papierblatt aufklappen lässt und neben den Texten zwölf Kohlezeichnungen aus eigener Feder enthält.
Die Objekte: Ein Mann mit einer Melone auf dem Kopf und eine Frau mit halblangen, schwarzen Haaren, geschmückt von einer Blume. Beide mit Totenköpfen als Gesicht. Entsprechend düster startet das Album mit kaum verzerrten Gitarrenakkorden und einer Stimme, die direkt aus dem Jenseits zu stammen scheint.
Entfernte Erinnerungen an den Nick Cave aus den 80er Jahren kommen immer wieder auf. Dessen Wut ist De Barra aber ebenso fremd wie wüste Verzerrungsorgien. So kommen im zweiten Stück "Black Crow Call" lediglich De Barras diesmal hohe Stimme und lang gezogene Ziehharmonika-Noten zum Einsatz. Ebenso minimalistisch gerät "Sunrise", diesmal mit einer einfachen Akustik-Gitarre als Begleitung. "Breadcrumb Trail" und das abschließende "Wind That Shakes The Barley", ein Gedicht des irischen Dichters Robert Dwyer Joyce, kommen ganz ohne Instrumente aus.
Gespenstisch muten die verstärkten Stücke "Fuck The Begrudgers" und "A City Somewhere" an. "I sit in the darkness and question my own skin / As I shake and fight the urge to let the darkness in / In a city of ten million I can't find a single soul", lauten die wenig erbaulichen Abschlusszeilen.
Dass sich das Album so unmittelbar und persönlich anhört, liegt an De Barras Aufnahmekonzept. "Ich habe es im selben Raum aufgenommen wie schon die anderen zwei. Diesmal ohne Gäste - ich habe alles selbst gesungen und eingespielt. Die meisten Stücke waren nach ein oder zwei Takes fertig, die Kanten habe ich dringelassen", erklärt der Ire, der mittlerweile in Los Angeles lebt.
"Fragments, Footprints & The Forgotten" bietet mal wieder einen Blick auf die dunklen Seiten der Seele, fällt für De Barras Verhältnisse aber weniger düster aus als gewohnt. So mutet "Watch It Burn" fast schon tröstlich an. Es ist keine Platte, die ständig läuft, aber Gestaltung und persönlicher Einsatz machen sie durchaus interessant.
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