laut.de-Kritik
Vor lauter Euphoria schlafen mir gleich die Füße ein!
Review von Alexander CordasTaube Leoparden leben länger. Was sich in freier Wildbahn vielleicht als unhaltbare Aussage abtun ließe, bewahrheitet sich im Musikbiz.
Def Leppard sind die Meister des Mainstream Bombastsounds. Obwohl nicht von Mutt Lange produziert, dröhnt die neue Scheibe genauso mächtig und raumausfüllend wie alle anderen Veröffentlichungen davor. Wieder einmal klingt das Schlagzeug des einarmigen Banditen Rick Allen wie ein nasser Furz, darüber schleimen zwei Gitarren um die Wette und Joe Elliott krächzt wie zu seligen "Pyromania" Zeiten in Mikro. Was jedoch Ende der Achtziger klasse ankam, weil man seinen Kumpels mal zeigen wollte, was die eigene Anlage so alles drauf hat, entpuppt sich eine Dekade später als nerviges Einerlei.
Def Leppard machen ihr Ding, ohne auch nur einen Deut vom Erfolgskonzept abzuweichen. Diese mächtigen Heeeeyyyys gehen mir aber spätestens nach dem zweiten Hören auf die Eier und Songs die immer nach dem selben Schema aufgebaut sind verführen mich eher dazu, an der Matratze zu lauschen, als mich Def Leppard vor der Anlage zu ergeben.
Daß sie ihr eigenes Songmaterial bestens kennen, wird daran ersichtlich, daß sie Fragmente aus altem Liedgut geschickt durch den Recyclewolf drehen und das dann als neu anpreisen. Mehr als nur einmal höre ich da ein zweites "Animal" oder wird der Leadgitarrenriff von "Too Late For Love" reanimiert.
An alle Kuschelrock-Fans: Ja, Balladen sind auch wieder drauf, und wem bei Whitney Houston, Celine Dion und den ganzen anderen Jammergören die Tränen in die Augen steigen, dem werden auch bei Liedern wie "Goodbye" die Drüsen das Gesicht befeuchten.
Wenn ich mir die Gesichter auf den Fotos im Booklet anschaue, bekomme ich den Eindruck, daß der eine oder andere der Jungs sich am abend vorher deftig eins in die Rübe gekippt hat. Jedenfalls sieht Rick Savage so aus, als ob er einen mächtigen Kater hat, oder ihm steckt da irgendwas im Hintern, was tierisch juckt.
Schade nur, daß Def Leppard sich in letzter Instanz doch nicht treu bleiben, denn sonst hätten sie ihre netten Dauerwellen-Frisuren aus dem Gard-Haarstudio auch wieder ausgepackt...
Euphoria ruft vielleicht noch in Schnüpfelsgrün ebendiese Stimmung hervor, mir schlafen gleich die Füße ein!
Noch keine Kommentare