laut.de-Kritik
Spaß-orientierter Todesmetall aus Thüringen.
Review von Olaf SchmidtEisenberg schlägt wieder zu. Drei seiner stolzesten Söhne zogen 2012 mit ihrem Debüt aus, die Welt kennen zu lernen und drückten der deutschen Death-Metal-Szene umgehend ihren Stempel auf. Zwei Jahre später legten sie mit dem famosen Zweitling "Kingdom Of Worms" nach und erweiterten ihren Oldschool-Stil gekonnt. Was gibt es Neues aus Thüringen? Eisenbergs Bürgermeister musste seinen Posten räumen, da er einmal zu oft die Semperoper besucht und sein Auto vollgetankt hatte - auf Staatskosten. Und Deserted Fear, von denen zwei Drittel mittlerweile in Jena wohnen, kehren mit einer Platte zurück, die die Band stärker aufs internationale Tapet hieven wird.
Mit einem größeren Label im Rücken treten die melodischen Elemente des Bandsounds auf "Dead Shores Rising" stärker in den Vordergrund als zuvor. Ein fein mundendes Gitarrensolo hier, ein Tupfer Schwedentod dort, die drei Musiker lassen sich nicht lumpen. Deserted Fear haben offensichtlich Freude an einer Zwei-Akt-Struktur gefunden. Wie beim letzten Album eröffnen sie die Platte mit einem filmmusikalisch tönenden Intro und unterbrechen den Gitarrenreigen nach einigen Songs mit einem kleinen Intermezzo.
"The Fall Of Leaden Skies" ballert fröhlich los, sofort fühlt man sich wieder heimisch. Die drei Thüringer bevorzugen eine spaß-orientierte Todesmetallversion und toben in ganz anderen Gefilden herum als beispielsweise ihre amerikanischen Hackerkollegen. Death Metal als Wettbewerbssport mit möglichst technischen Verrenkungen ist ihre Sache nicht. Glücklicherweise, denn irgendjemand muss für autofahrtaugliches Geschredder sorgen.
Dass Thüringen auch grooven kann, beweisen Deserted Fear in den etwas langsameren Passagen von "Open Their Gates". Die leider verblichenen Bolt Thrower grüßen aus dem Nebel der Vergangenheit und können auf den Nachwuchs stolz sein. In diesem Song überrascht die Band auch mit ungewöhnlich melodiösen Soli, die eine Neuheit im Klangkosmos der Band darstellen. Ein größeres Label im Rücken eröffnet neue Möglichkeiten - und so bauen die drei kurzerhand ein Cello in "Corrosion Of Souls" und die folgende "Interlude" ein.
Die zweite Hälfte des Albums steht der ersten kaum nach. "The Carnage" variiert das Tempo innerhalb des Songs, "Face Our Destiny" endet mit doppelläufigen Gitarrensounds, die man so von den Thüringern noch nicht kennt. Zu dem Song existiert auch ein eigenwilliges Video. Umweltsünder-Geschäftsmann versus Wolfshund und Waldelfe, schauen Sie sich das mal an.
"Carry On" beendet das Album in seiner Basisausführung, die CD-Version spendiert aber zwei Bonus-Leckerbissen. Speziell "The Path Of Sorrow" mit Veredelung durch Gastgurgler Tomas Lindberg von At The Gates sorgt für Falten auf der Stirn. Denn: Dieser starke Song hätte einen Platz auf dem regulären Album redlich verdient gehabt.
Bei aller Liebe fallen dem aufmerksamen Hörer auch einige Wiederholungen im Sound auf. Ein austauschbarer Song wie "Till The Last Drop" hätte auf "My Empire" noch für mehr Furore gesorgt. Jetzt, auf dem dritten Album, kommt das Ding nicht über den Status einer 08/15-Nummer hinaus. "Dead Shores Rising" macht Spaß, stagniert auf hohem Niveau und zeigt gleichzeitig Weiterentwicklung. Ein klassisches Paradoxon, aber eine weitere Portion guten Death Metals aus deutschen Landen.
3 Kommentare mit einer Antwort
Schönes Ding, hatt die Jungs nie auf dem Radar. Locker 4/5.
ziere mich zwar noch, aufgrund der wohl neuerdings etwas melodischeren ausrichtung der songs, da gegenzuhören, aber zumindest die ersten beiden alben kann ich uneingeschränkt empfehlen.
Einfach nur gut! Die Jungs liefern ein geiles Ding nach dem anderen ab.
Die ersten beiden Alben sind definitiv top. DSR ist mir leider aber zu (unnötig) melodisch ausgefallen.