laut.de-Kritik
Wegweisendes Album für das Majorlabel.
Review von Giuliano BenassiIn den letzten Jahren ging es für Devendra Banhart nur in eine Richtung: Steil nach oben. Dabei ist er in vielerlei Hinsicht ein untypischer Star. Welcher metrosexuelle Schönling läuft schon mit Vollbart und Frauenklamotten rum? Auf kaum mehr als Akustikklänge setzen? Cover, Produktion und Aufnahmen in Eigenregie durchführen?
Der Sonderling aus Los Angeles lässt sich schwer einordnen, was einen Teil seiner Ausstrahlung ausmacht. Wesentlich ist natürlich auch, dass er für poppige Gefilde unkonventionelle, aber durchaus geschmeidige Musik macht.
Daran hat sich auch auf dem vorliegenden Album nichts geändert. Der Opener besticht mit entspannter, karibisch angehauchter Stimmung, das zweite Stück "Angelina" hat das Zeug zur Single, obwohl es über fünf Minuten lang ist, auf Englisch beginnt und auf Spanisch endet. Auch wieder typisch.
Doch gibt es ein neues Element: Verrannte sich Banhart in der Vergangenheit in allzu verspielten, selbstgefälligen Klangwelten, arbeitet er diesmal zielgerichteter, ohne nette Schrulligkeiten außer acht zu lassen. So positioniert sich das schräge "Rats" irgendwo zwischen Velvet Underground und den Doors, während "16th & Valencia Roxy Music" an Franz Ferdinand erinnert. Eher typisch sind allerdings das angefunkte "Baby", das verträumte "Going Back" oder das kindliche "Last Song For B".
"What Will We Be" ist nicht nur vom Titel her ein wegweisendes Album für Banhart – es ist auch sein erstes für das Major Warner. Ein mutiger Schritt für beide Seiten, denn charttauglich ist das Material nicht unbedingt. Das stellt für das Label ein Risiko dar, aber auch für Banhart, dessen Glaubwürdigkeit an seiner Unabhängigkeit hängt.
Das erste Ergebnis der Zusammenarbeit überzeugt. Banhart hat wieder alles selber gemacht, das Label bietet ihm viel bessere Vertriebswege als zuvor. Auch für den Hörer ein Gewinn, denn Devendra Banhart gehört nach wie vor zum Erfrischensten, was auf dem Markt zu finden ist.
1 Kommentar
nettes Album insgesamt... i-wie "runder" als die Vorgänger. "16th & Valencia Roxy Music" klingt tatsächlich stark nach FF, obwohl ich beim 1. Hören (vor'm Lesen der Rezension) eher an 70er Bollywood Soundtracks denken musste
insg. wirklich gut.. 4/5 wären drin gewesen