laut.de-Kritik
Eine Band in ihrer eigenen Bubble.
Review von Eberhard DoblerWie hältst du es mit den Fantas? Die Antwort spielt kaum eine Rolle. Denn die Band, die vor 30 Jahren mit "Die Da!?!" den Grundstein einer fantastischen Karriere legte, dreht sich längst in der eigenen Bubble abseits des Deutschrap-Tagesgeschäfts. Das Entscheidende dabei: Diese Bubble teilen noch immer viele gerne.
So geschehen im vergangenen Sommer im Kölner RheinEnergie Stadion, wovon vorliegendes Tondokument zeugt, das auch auf Blu-ray, 3-fach Vinyl sowie in 3D-Audio mit Dolby Atmos exklusiv bei Apple Music erhältlich ist. Insgesamt besuchten in diesem Jahr über 250.000 Fans die nachgeholte Jubiläumsstadiontour von Smudo, Thomas D, And.Ypsilon und Michi Beck.
Derlei Livereleases bietet die Diskografie der Fantastischen Vier mittlerweile zahlreiche auf. Kein Wunder: Aus dem schmalen Setting des einstigen Terminal Teams in der zweiten Hälfte der 80er entwickelte sich seit den 90ern langsam aber beharrlich ein Halle/Stadion-Spektakel mit vielköpfiger Liveband. Aktuell standen acht Tourmusiker mit auf der Bühne, darunter Langzeit-Kollabo-Drummer Flo Dauner. Das sorgt für Abwechslung und über die Jahre auch die ein oder andere Änderung in den Arrangements oder der Instrumentierung.
Im Kleinen hört man beispielsweise im Refrain von "MfG" (1999) ein atmosphärisches Tremolo-Gitarrenlick. Auch im Großen bewegt sich etwas, so kommt "Typisch Ich" (2014) als Salsa auf die Bühne. Das alte "Spiesser" (1991) präsentiert sich schon länger als schwerer Streicher-Hardrock. Vieles bleibt dagegen altbewährt: Klassiker wie "Tag Am Meer" oder "Sie Ist Weg" hören sich noch immer an wie in den 90ern.
Besagte musikalische Abwechslung ist auch der langen Karriere geschuldet: Schließlich ist das Soundbild der Stuttgarter im Laufe der Jahrzehnte nicht stehen geblieben. Naturgemäß pumpen und fließen Tracks der jüngeren Platten im Clubpop/EDM-Format, beispielsweise "Aller Anfang Ist Yeah" oder "Tunnel" (beide 2018). Songs aus der ersten Hälfte der 90er wie "Zu Geil Für Diese Welt" oder "Dicker Pulli" versprühen dagegen, wie erwähnt, nach wie vor den Charme des besagten Jahrzehnts.
Dabei fällt mal wieder auf, warum die Fantastischen Vier im Stadion gelandet sind: Eine Mitsing-Hook und eine prägnante Textzeile nach der anderen durchzieht das Set. Das Publikum geht bei "Sie Ist Weg" (beeindruckend), "Danke", "Yeah Yeah Yeah" oder "Einfach Sein" und "Die Da!?!" richtig mit. Andere Classics wie "Picknicker", "Krieger" oder "Populär" laufen genauso gut. Unterm Strich boten die Fantastischen Vier im Sommer den gewohnt lässigen Querschnitt ihres Schaffens.
Besonders erfreulich dabei, der Vierer hat es auch im fortgeschrittenen Alter geschafft, mit Tracks wie "Zusammen" (2018) oder "25" (2014) stilsicher Hits rauszuhauen: modernisiert, aber immer noch unverkennbar Fanta 4. Wie hältst du es also mit den Fantas? "Viele haben viel zu schnell die Schnauze voll / So wie John und Ringo, George und Paul / Hätten die sich noch ein bisschen Zeit genommen / Dann wären sie sicher auch so weit gekommen": Zu viel der Legenden-Bildung? Im Gegenteil: genehmigt!
4 Kommentare mit einer Antwort
"Für Immer 30 Jahre"
Haben die ihrem treuesten Fan ein Album auf den Leib geschrieben?
Ohweeee!!! Das ist mal endlich wieder Hiphop‘s finest! So muss Rap made in Germany klingen. In Sachen Flow, Reimstrukturen und vor allem Wiedererkennbarkeit der MC‘s macht denen keiner was vor wie ein x vorm u.
Na ja, hat der Herr Dobler sich das wirklich angeschaut bzw. angehört?
Da sind einige Änderungen im Live-Soundkonzept unterschlagen worden, zum Beispiel finde ich den Mashup: Von "Michi gegen die Gesellschaft + Insane in the Brain + Locker bleiben" sehr gelungen!
Die tun keinem (mehr) weh. 3/5 geht ok.
Die haben abgesehen von der "Megavier", die vllt ein paar Kids verstört hat, noch nie jemandem wehgetan. Musik für ewige 12 Jährige.