laut.de-Kritik
Der finnische Chaos-Sound erlaubt jetzt auch Charts-Pop.
Review von Andreas Dittmann"Warriors", das fünfte Studioalbum der vier Finnen, wurde von einem gewissen Jukka Immonen produziert. Ein Mann, der schon Sunrise Avenue mit Rat und Tat zur Seite stand. Sind die Erwartungen gerade gesunken? Gut, dann kann es ja ab jetzt nur noch aufwärts gehen.
Denn ganz so lahm, unspektakulär und egal wie die Landsmänner sind Disco Ensemble dann doch nicht. Auch wenn sie sich vermutlich deren Erfolg wünschen und ihre Platte dementsprechend glatt auf Massenpublikum poliert haben. Dabei würden sie sich eigentlich gerne ein "The" vor den Namen schreiben. Um aber meinetwegen den Futureheads nachzueifern, fehlt dann doch etwas Dreck hier und Chaos da.
Disco Ensemble sitzen schön zwischen den Stühlen. Wenn sie sich auf ihre Stärken in Form von knackigen Riffs, Groove und rau-melodiösem Gesang besinnen, hört man ihnen gerne zu. "Chinese Sword" passt super in die Skateboard-Punkrock-Playlist gleich hinter Millencolin. "I've Seen The Future" rotzt schön punk'n'rollig auf den Boden und nimmt dabei ordentlich Fahrt auf. Wohl der beste Song der Platte: Schnell, zackig, abwechslungsreich.
"Spade Is The Anti-Heart" klingt mit seinem treibenden und tanzbaren Beat tatsächlich ein wenig nach britischen Bands. Passt gut in die Indie-Disco. Dann sind da aber auch Songs wie "Second Soul", "Hologram" oder "Eartha Kitt", die ungeniert in Richtung Radio schielen. Wäre ja nicht weiter schlimm, allerdings biedert sich das Ensemble hier lahm und vorhersehbar an. "Eartha Kitt" nervt zusätzlich noch mit übertriebenem Elektro-Gefrickel. Das haben die Jungs auch schon besser hingekriegt.
Zum Beispiel im letzten Song: Hört man "Your Shadow", ist man sich nicht sicher, ob das immer noch die gleiche Band ist. Dunkle Klaviertöne akzentuieren einlullende Gitarrennoten. Der Refrain rüttelt mit Groove und Elektro-Spielereien wieder wach. Mensch, in dieser Band steckt ja richtig Post-Rock-Potential. Ein mutiger Schritt weiter in diese Richtung wäre durchaus begrüßenswert gewesen. Dass Disco Ensemble lieber mit erfolgversprechendem Poprock flirten, war nach dem Vorgänger "The Island Of Disco Ensemble" leider abzusehen.
Was die Finnen mit dieser Platte erreichen wollen, bleibt schleierhaft. Charts knacken, Punkrock prügeln, Disco-Indie-Rock spielen? Alles auf einmal klappt nicht, so viel ist sicher.
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