laut.de-Kritik
Solo-Debüt des Guns N' Roses-Keyboarders.
Review von Benjamin TrollRock'n'Roll ist in der Tat nicht einfach, das weiß niemand besser als Dizzy Reed. Während sich die Welt um Axl und Slash drehte, war Dizzy eher so am Rande dabei. Jetzt will er also selber ins Rampenlicht und dafür hat er sich ein paar hochkarätige Gastmusiker ins Boot geholt, darunter Ricky Warwick (Black Star Riders) sowie die von W.A.S.P. bekannten Mike Duda und Mike Dupke.
Standesgemäß los geht's auch gleich mit der Stadion-Hymne "This Don't Look Like Vegas". Haare schütteln und Margaritas shaken! Geht klar und tönt eigentlich gut an zum Anfang. Neben der gut funktionierenden Backline offenbart sich an dieser Stelle aber schon die große Schwäche des Albums. Reeds Klavierspiel stört hier irgendwie und gesanglich fehlt ihm leider das unverwechselbare Charisma der Großen dieses Fachs.
Auf den folgenden "Mother Theresa" und "Cheers 2 R Oblivion" findet das schon besser zusammen. Ordentliche Bretterei auf den Gitarren, garniert mit ordentlichen Hooks, das geht gut ins Ohr. Unglücklicherweise findet sich der erste Totalausfall schon an vierter Stelle der Tracklist. In "Fragile Water" versucht sich Reed erst als Lennon und lässt dann eine ziemlich schmalzige Piano-Ballade folgen, die schlimmste "Bed of Roses"-Assoziationen weckt. Als müsste sich das ganze Album danach auch erst mal schütteln, folgen mit "Dirty Bomb" und "Mystery In Exile" zwei merkwürdig unfertige wirkende Songs, die über gute Ansätze nicht wirklich hinaus kommen.
Reed und seine Mitstreiter finden ihre Chemie dann zum Glück auf "I Celebrate" wieder, ziemlich southern kommt das Ding um die Ecke gedriftet. Puh, grad noch mal die Kurve gekriegt. Auf "Understanding" werden Reeds Defizite als Lead-Sänger dann aber leider zu offensichtlich.
Bei den ersten Takten von "Crestfallen" hält man dann kurz die Luft an. Zu gegenwärtig noch der Piano-Balladen-Schock von vorhin. Doch ziemlich zügig bauen Reed und Freunde hier den vielschichtigsten und besten Song des Albums auf. Diese überraschende Komplexität und Energie erinnern an die großen, zentralen Balladen der All Time Classic-Alben der Rock-Geschichte.
"Forgotten Cases" und "Reparations" zeigen noch mal solide Hardrock-Kost, bevor der abschließende Titel-Track "Rock 'N Roll Ain't Easy" das ganze Werk noch einmal sinnvoll zusammenfasst: Wenn ein alter Haudegen des Rock sich mit anderen zusammen tut, können wirklich starke Sachen entstehen. Um heute in diesem Rock'n'Roll-Business noch wirklich aufhorchen zu lassen, fehlt dem Album aber die Chemie einer richtigen Band und eine unverkennbare Stimme. Zumindest, wer sein Herz an den Stadionrock der 80er und 90er verloren hat, wird hier dank einer Handvoll ordentlicher Songs dennoch seine Freude haben.
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