laut.de-Kritik

No Gimmicks. No Stories. No Bullshit.

Review von

Rap in Amerika sucht derzeit das Extreme. Entweder die Alben ufern in ihrer Spieldauer, Gästeauswahl und thematischen wie musikalischen Vielfalt aus, oder, so verfährt auch Dom Kennedy mit seinem dritten Langspieler, sie reduzieren sich auf das Minimum und geben somit die konzentrierte Form des eigenen, meist längst etablierten Styles wider. Will in diesem Fall heißen: supersmoother, unaufdringlicher Westküsten-Sound.

Darin liegt zugleich auch schon der wesentliche Unterschied, vergleicht man Dom mit den temporären kalifornischen Ausnahmekünstlern Kendrick Lamar und Vince Staples: Statt von den hässlichen Seiten des täglichen Struggles zu erzählen, soziale Missstände anzuprangern oder gar politische Themen anzuschneiden, macht sich Dom mal so gar keinen Kopf und erzählt unentwegt von der Sonnenseite des Lebens, ohne dabei auch nur zu einer Sekunde hedonistisch oder prollig zu wirken.

"Uh, they ask me how I feel about the competition / I ain't seen 'em in years, uh, how you feel about 'em", gibt er deshalb auf "Fried Lobster" ganz selbstverständlich zu Protokoll und hat damit gar nicht so unrecht. Kaum einer sonst trägt derart souverän seine zweifellos nicht zu der Oberklasse zählenden lyrischen Ergüsse auf so eine zurückgelehnt-bouncende Weise vor. Auch raptechnisch wagt Dom auf nur 36 Minuten Spieldauer keine größeren Experimente, was "By Dom Kennedy" zum völlig entkrampften Sommeralbum werden lässt.

In "What I Tell Kids", der nicht immer ganz jugendfreien How-to-become-Dom-Anleitung, groovt Kennedy über einen souligen Bummtschak-Beat. "Would you run up in this bank though wit' a stockin' cap / Anybody move, guns up, then cock it back?" Ein wenig zurückhaltender geht es nur in "Lemonade" zu, in dem Dom über seinen Sohn spricht und somit an einer der wenigen Stellen der Platte einen wirklichen Einblick in sein Innenleben gewährt: "Through all the ups and downs / I always felt we was gon' be somethin' / At eighteen months old, through a smile, I see teeth comin' / Now all he wanna drink is lemonade."

Ansonsten bewegt sich "By Dom Kennedy" ausschließlich in Doms engstem Dunstkreis, sprich Leimart Park, Los Angeles. "On My Hometown/Nobody Else" verteilt Shoutouts an die Homeboys. Einzig "2 Bad" gerät aufgrund der von Tish Hyman gesungenen Hook eine Spur zu schnulzig, bleibt aber der einzige Stilwackler auf einem sonst ausgeglichenen Album. Das spiegelt sich auch in den Produktionen wider, die zu einem Großteil von den California-Locals J. LBS und DJ Dahi stammen und sich mit ihrem soulig-(G-)-funkigen Ansatz nahtlos ins gelockerte Gesamtbild einer Platte einfügen, die nicht mehr zu sein vorgibt, als sie ist: ein lässiges Stück Sommer "by Dom Kennedy".

Trackliste

  1. 1. Daddy
  2. 2. My First Reply (Till It's Over)
  3. 3. On My Hometown/Nobody Else
  4. 4. Represent (I Like That)
  5. 5. What I Tell Kids
  6. 6. Fried Lobster (Feat. Bonic)
  7. 7. Thank You Biggie
  8. 8. Lemonade
  9. 9. 2 Bad
  10. 10. Alhambra
  11. 11. Posted In The Club

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1 Kommentar

  • Vor 9 Jahren

    Jop, die Platte ist in Ordnung. Dom war ja noch nie der übermäßig begabte Rapper, aber für das was er machen möchte eigentlich ganz brauchbar. Beatauswahl ist auch wieder echt vernünftig. Als Hintergrundmusik ganz klasse, schwächelt dann halt nur etwas bei näherer Betrachtung. Werd ich trotzdem noch öfters hören.