laut.de-Kritik
Bluesrock vom Ex-Eagle, weich und geschmeidig wie ein Zuckerwattekissen
Review von Martin MengeleDon Henley ist schon ein nachdenklicher Typ (siehe Booklet und aktuelle Website). 11 Jahre sind ins Land gezogen seit seinem letzten Release. Genug Zeit zum Nachdenken, sollte man meinen.
In seinem Warner-Debut gibt er sich jetzt betont "erwachsen". Trotzdem ist seine Poesie mit kindlichem Charme geschrieben und vertont. Beziehungsdramtik ("For My Wedding"), gepaart mit der bürgerlichen Romantik eines Rednecks aus Texas bei "My Thanksgiving". Eben pretty straight, dieser amerikanische Bluesrock, weich und geschmeidig wie ein Zuckerwattekissen. Zu straight für meinen Geschmack. Ein bisschen mehr Dampf würde Henley wirklich gut zu Gesicht stehen, so ähnlich wie bei Bruce Springsteen oder John Cougar Mellencamp.
Ein Lichtblick ist "Everything Is Different Now", dessen Gitarre bei den Strophen fast so sexy wie bei Chis Isaacs "Wicked Game" rüberkommt. Der Refrain driftet aber zu weit in Richtung Peter Gabriel ab. Auch das funky "Workin' It" ist ausgesprochen hörbar, aber nicht mehr als zweimal. Und die perfekte Handarbeit an Klavier und Gitarre muß man den Jungs um Don schon positiv anrechnen.
Henley selbst beklagt aber die kalte postmoderne Welt in seinem Zungenbrecher-Ohrwurm "They're Not Here, They're Not Coming", mit der bestechenden Textzeile "It's a cold cold cold cold cold cold cold cold postmodern world" (versucht das mal nachzusprechen!). Deswegen hat diese Platte nichts mit modernen Musikrichtungen zu tun, sondern ist vielmehr eine Weiterentwicklung von schon lange Präsentem. Wer aber auf Balladen abfährt und öfters mal über den Tellerrand rüber in die klassische Rockecke schaut, dem ist dieses Album auf das Trommelfell geschneidert.
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