laut.de-Kritik
Unverschämt verführerisch, sehr sinnlich, soulful, sanft und mild ...
Review von Nkechi UzomaIn Deutschland wohl weniger bekannt, war Donell Jones in Amerika schon länger ein erfolgreicher R'n'B-Crooner. Doch mit einem Schlag bzw. einem Track auf der vorherigen Platte "Where I Wanna Be" wurde er auch in Europa zu einem, der die Clubnächte der BlackMusic-Headz freudiger gestaltete. Erinnert sich jemand da draußen an diesen Chorus:"I'm Diggin' You and I'm Wanting You/ So Tell Me What's Up?" vom Track "You Know What's Up?"? Einen einfacheren Titel kann ein Lied nicht haben, aber eingängig und rhythmisch war es umso mehr. Nun ist Donell Jones nach dreijähriger Abstinenz wieder da.
Mit "Life Goes On", seinem dritten Long-Player macht er deutlich, dass er beides beherrscht: die ruhigen, romantischen, souligen Balladen sowie die tanzbaren Jams, wobei die Tendenz zu Slow-Jam unverkennbar ist. Der Einstieg "Still" allerdings ist ein extrem einladend daher kommender R'n'B-Track ... Melodie, Rhythmus und Beats drängen ebenso zum Mitgrooven wie Stakkato-Beats, durch Keyboards beeinflusst und eindringlich-hypnotisch. "Put Me Down" direkt hinterher schlägt praktisch in die gleiche Kerbe, allerdings wirkt er eindeutig poppiger, mit stärkerem Rhythmus und weniger Tempo. Diese Club-Tracks, genau wie "Freakin U", brillieren durch coole, einfangende Beats. Ab dem dritten Track jedoch beginnt dann die lange Phase der Slow Jams und Soul-Songs, die langsame und melodiöse Klänge und viel Gefühl zu bieten haben.
Die Vermischung dieser beiden Stilarten (Mid/Uptempo und Soul) ist durchgehend klar erkennbar, sie wirkt fast wie gestellt. Typisch für modernen R'n'B könnte man sagen, etwas simpel und durchsichtig, wäre da nicht Donell Jones Engelsstimmchen: In hohen Lagen singt sich Jones durch "Life Goes On", mit einer Stimme die einem beim Hören Schauer über den Rücken laufen lässt. Unverschämt verführerisch, sehr sinnlich, soulful, sehr sanft und mild ... ein Genuss für die Ohren.
Textlich kann "Life Goes On" da nicht mithalten, fällt sogar gnadenlos ab. Man weiß, für einen männlichen R'n'B Sänger ist es schwer, vielseitige Texte zu fabrizieren. Deshalb versucht es Donell Jones erst gar nicht. Haupt- und einziges Thema: Liebe, Liebe, Liebe. In Form von Lügen, Misstrauen, Bekenntnissen, Glaube, Hingabe, Vertrauen, Verschmähung etc. Immer das gleiche in allen erdenklichen Varianten. Etwas mehr in die heißere Ecke tendiert "Freakin U". Bei dem Titel ist die Botschaft des Liedes klar und hat Ähnlichkeit mit 112's "Peaches& Cream". Die Lyrics sind heiß, sexy und so scharf wie eine gute Chilischote. Deutlicher kann ein Verführungstrack nicht sein. Eine Tanzperle mit Schmackes bis zum Abwinken. Ähnlichkeiten mit Usher sind nicht nur im ersten Track stellenweise stimmlich und musikalisch sehr prägnant. Allerdings ist Donell Jones im Gegensatz zu Mr. Raymond, der moderne Remix-Beats à la Neptunes bevorzugt, doch größtenteils ein Traditionalist, textlich und musikalisch.
"Life Goes On" ist ein stocksolides R'n'B/Slow Jam Album, das durch die Stimme von Jones wie ein Lichtlein hervor ragt. Jones kehrt zu den langsamen Wurzeln zurück, nimmt aber ein paar Mid-Tempo Tracks zur Absicherung mit. Ohne Zweifel ein Album für die schönen, kuschligen Stunden zu zweit. Trotzdem bleibt der Nachgeschmack, dass dieses Album so solide wie jede x-beliebige Versicherung ist. Neben Usher fallen mir je nach Track frappierende Ähnlichkeiten mit K.Ci & JoJo, 112 oder auch Next auf. Auf dem PC abgespielt gibt es einige Extras wie Video, Bio, Intro, Interview und Bilder zu begutachten. Wo Mr. Jones an Variationen spart, bietet die CD technisch um so mehr.
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