laut.de-Kritik
Behaglich inszeniertes Indie-Kino für die Ohren.
Review von Artur Schulz"Das Grosse Leuchten" findet nicht auf einer pompösen Bühne statt, strahlt dafür aber um so heller. Vor einer überschaubar gehaltenen Publikumsschar live im Studio eingespielt, bieten Dota Und Die Stadtpiraten einen bunten Mix bekannter und brandneuer Tracks. Die Mitstreiter Leon Schurz (Bass), Jan Rohrbach (Gitarre) und Nicolai Ziel (Schlagzeug) tauchen das Liedgut in wohltuend schlichte, und gleichzeitig effektive Arrangements. Die Musiker stellen nie sich in den Vordergrund, sondern stets den jeweiligen Song.
"Kein Morgen" erzählt mit zarten Jazz-Tupfern von all den Begebenheiten, die so geschehen nach Sonnenuntergang: "Und die Eifrigen rüsten sich schon / um die Letzten zu sein / auf dem Feste" umschreibt Dota trefflich die Vorbereitungen für eine unvergessliche und am besten nie enden wollende Nacht. Und wird es kalt im Morgengrauen, hält sie einen wärmenden "Mantel" bereit. In seinen Taschen Ratschläge, was zu tun ist für die geglückte Flucht hinaus aus einem genormten Leben: "Die Wachen sind langsam / und sehr leicht bestechlich / ich weiß es / ich kenn mich hier aus".
Die Stadtpiraten gestalten ihre Nummern als Independent-Kino für die Ohren, frei von oberflächlich betäubenden Spezialeffekten in Sound und Text, dafür mit Augenmerk auf die kleinen Begebenheiten am Rande. Die Anforderungen des Tages gestalten sich in ihrer Welt oft nur als notwendiges Übel. Viel lieber schlendert Dota durch die Nächte, in denen es so viel mehr zu entdecken gibt.
Die Sehnsucht der Träumer treibt sie voran, den Blick dennoch wachsam auf die Stolperfallen der Realität gerichtet. Zum Überleben braucht es nicht viel, mitunter reicht eben das gestohlene "Obst aus verbotenen Gärten" zum Überleben ("Zuhause"). Immer wieder sorgen Ska- und Reggae-Elemente für Abwechslung ("Der Fluch Des Schlaraffenlands", "Ohrsteckermädchen"). Die Stimmung im Publikum gestaltet sich bestens - und sogar für ein ganz persönliches "Geburtstagslied" verbleibt genügend Zeit.
Dota lebt nicht das Hetzen und Hasten, sondern Genießen und Auskosten der Dinge. Als unverbesserliche Romantikerin weiß sie nur zu genau um die draußen lauernden Ecken und Kanten des Lebens. Träumen ist erlaubt, doch für unerfüllbare Illusionen in einem trügerischen Parallel-Universum findet sich kein Platz. Gern reicht man(n) Dota bei ihren Abenteuern die Hand - die liebenswerte Kleingeldprinzessin weiß einfach besser, was man tatsächlich braucht.
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