laut.de-Kritik

Die Progrocker befriedigen den Musiker im Künstler.

Review von

Dredg haben mit ihren beiden Alben "El Cielo" und "Catch Without Arms" den Progrock im Pop hoffähig gemacht. Dabei verweigert sich die Band nicht Konzessionen an selbigen, Songs wie "Same Ol' Road" vom Debüt könnten nicht mehr Pop sein.

Gleichzeitig wissen die Vier bestens, wie man es ordentlich krachen lässt. Dabei transzendieren die massiven Gitarrenwände einen Pathos, der jederzeit eine Gänsehaut beim Hörer erzeugen kann. Und live? Ja, live legen Dredg richtig los. In welcher Perfektion das Quartett dabei ihre durchaus komplexen Stücke live umsetzt, kann man jetzt auf "Live At The Fillmore" nachvollziehen.

Im Mai 2006 spielte die Gruppe in dem ehrwürdigen Konzertsaal in San Francisco einen Gig, in dem auch schon Neil Young aufgenommen hat. Alles andere als ein Hochglanz-Sound mit lupenreiner Umsetzung der Studioversionen auf der Bühne wäre eine Enttäuschung, ja eine Beleidigung für geneigte Ohren. Um es vorweg zu nehmen: Am Ende muss sich niemand beleidigt fühlen, denn Dredg sind in der Lage, abzuliefern.

Sie beweisen gar, dass sie wie dafür gemacht sind, live zu spielen. Die Intensität, die ihren Songs inne wohnt, kommt erst live so richtig zur Geltung. Von der grenzpeinlichen Begrüßung durch Sänger Gavin Hayes mal abgesehen, bestellt schon der Opener "The Warbler" das Feld. Gitarrist Mark Engles webt einen Soundteppich, Schlagzeuger Dino Campanella pumpt seine Bassdrum darüber. Wirkt diese Nummer noch wie ein unvollendetes Stück, so deutet die singende Gitarre von "Bug Eyes" an, dass es jetzt in die Vollen geht: Mit "Ode To The Sun" und "Same Ol' Road" folgt ein Hit dem anderen.

Qualitätstechnisch ist kein Unterschied zwischen Studio- und Liveintonation auszumachen. Auch Hayes' Stimme, mal glockenhell, mal unglaublich stark und scheinbar alles durchdringend, zeigt sich in Bestform. Allerdings erlauben Dredg es sich, die Stücke leicht zu variieren. Nicht so, dass es den Fan vor den Kopf stößt, sondern so, dass der Künstler im Musiker zufrieden gestellt wird.

Dabei zelebrieren die Kalifornier das große Gefühl. Zu keiner Zeit werden hier einfach nur Akkorde geschrubbt oder Stücke abgespult. Man merkt, wie sehr die Rocker in ihrer Musik aufgehen. Hier ist Muckertum noch Selbstverwirklichung ohne übergreifende Ansprüche oder Ziele.

Das unterhält über großzügige 75 Minuten lang sehr gut, vor allem, wenn sie wie bei "Triangle" tief in die Sound-Trickkiste greifen. Bei "Whoa Is Me" holen sie sogar das Saxofon raus, aber Dredg scheren sich wenig um Konventionen. Deswegen dürfen sie das nicht nur, es klingt auch noch stimmig. Ein schönes Konzert.

Trackliste

  1. 1. Warbler
  2. 2. Bug Eyes
  3. 3. Ode To The Sun
  4. 4. Same Ol' Road
  5. 5. Sanzen
  6. 6. New Heart Shadow
  7. 7. Triangle
  8. 8. Tanbark Is Hot Lava
  9. 9. Not That Simple
  10. 10. Whoa Is Me
  11. 11. Walk In The Park
  12. 12. Of The Room
  13. 13. Stone By Stone
  14. 14. Catch Without Arms
  15. 15. Sang Real
  16. 16. Ornament
  17. 17. Canyon Behind Her
  18. 18. Yatahaze
  19. 19. 90 Hr. Sleep

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