laut.de-Kritik
Alkoholgetränktes Gewitter aus Gitarren und Irish Folk.
Review von Christine BarthZum fast zehnjährigen Bandbestehen hauen die Dropkick Murphys aus Boston nun den zweiten Teil ihrer Singles Collection heraus. Auf den Silberling packten die sieben Derwische dabei alles, was bislang auf B-Seiten, Compilations und Splits zu finden war, in dieser Form noch nie veröffentlicht und für jeden Fan der rocktragenden Kapelle eine begehrte Raritätensammlung.
Zu finden sind Parolen von 1998-2004. 23 Lieder, die in anderthalb bis zweieinhalb Minuten treibende Drums, drei Riffs, Akkordeon, Mandoline und Dudelsack komprimieren. Gedanklich verwurzelt in der Punk-Bewegung und musikalisch gefesselt in der Tradition spielen die Amerikaner Old-School-Hardcore vom Feinsten.
Bis zur Heiserkeit rüpelt Shouter Al Barr übers Saufen, Alkohol trinken, Schnäpseln und Besoffensein ("Alcohol"). Dabei klingt das heisere Organ des Lead-Sängers, als habe er gerade erst drei Tage exzessiven Trinker-Sport hinter sich gebracht.
Keltische Melancholie mischt sich unter dieses Gewitter aus Gitarren und Irish Folk. Die Murphys verstehen sich als Stimme des kleinen Mannes. Ungeniert trauen sich die Bostoner an Evergreens härterer Fraktionen wie den Misfits ("Halloween") und AC/DCs ("It's A Long Way To The Top"). Thematisch und musikalisch verfehlen sie ihr Genre hierbei völlig. Lieblos herunter geschrammelt klingen selbst Klassiker plump. Auch Motörhead bleiben von diesem Schicksal nicht verschont.
Working Class-Hymnen wie "We Got The Power" und "You're A Rebel" lassen dagegen wieder aufhorchen. Bewahren die Amerikaner tatsächlich etwas vom Lebensgefühl der Irokesenschnitt-tragenden Chlorex-Nasen von einst? Näheres Hinschauen bestätigt allerdings bereits Vermutetes: Die Rebellion beschränkt sich auch hier auf Bier trinken, schunkeln und proleten. Alles in allem genau das, was Fans seit beinahe einem Jahrzehnt von Dropkick Murphys erwarten.
Noch keine Kommentare