laut.de-Kritik
Comeback Nr. 2 mit Models, Justin und Timbaland.
Review von Michael SchuhEs ist ein bisschen gemein und wird dem Kern der Sache sicher auch nicht gerecht. Trotzdem: Man kann nur hoffen, dass Duran Duran ihren Ex-Gitarristen Andy Taylor nie mehr zurück haben wollen. 2006 verließ Taylor seine Kollegen im Streit und mitten auf einer US-Tour ein zweites Mal nach 1985. Grund: Die musikalische Neuausrichtung der Band.
Hört man nun das 13. Studioalbum "Red Carpet Massacre", hört man zwar folgerichtig nicht mehr viele Gitarren, aber Hand aufs Herz, das war früher auch nicht anders. Eine eher neue Erfahrung ist dagegen die Erkenntnis, ein Duran Duran-Album plötzlich am Stück und ohne kompositorischen Totalausfall zu genießen.
Der (erneute) Angriff der Pop-Dandys auf eine junge, stylebewusste Hörerschaft startet bereits im Booklet mit mutmaßlich osteuropäischen Models, die sich mutmaßlich zum Sound von Duran Duran lindsayianisch auf der Tanzfläche räkeln und findet im Opener "The Valley" seine direkte musikalische Entsprechung.
Sänger Simon LeBon hangelt sich unerwartet geschickt knapp fünf Minuten lang über einen monotonen, überraschend dezent belassenen Grundbeat. Bereits hier ist der vorinformierte Hörer gewillt, Produzent Timbaland hinterm Programmierpult zu vermuten, was zumindest zur Hälfte stimmt: Das Booklet verrät dessen Buddy Nate Hills als "rechte Hand" des Tracks.
Auch das Titelstück, eine recht typische Elektronik-/Rock-Fusion, steht noch über vielem, was die Band uns auf ihrem lauwarmen 2004er Comeback "Astronaut" als heißen Scheiß verkaufen wollte.
Dann: Auftritt Justin Timberlake (mit Timbaland). Gut, "Nite Runner" könnte auch auf einer Nelly Furtado- oder Justin-Platte drauf sein. Entziehen kann man sich den clubtauglichen Beats mit Cowbell-Einsatz und LeBons aufgeregt-coolem Vortrag dennoch schwer.
Die im Vorfeld weithin eher belächelte Idee der Old Boys, sich mittels den beiden Timba-Schwergewichten an eine neue Hörerschaft ranzuschmeißen, geht hier voll auf. Ob sich die Clubjugend von Duran Durans Sound-Update beeindrucken lässt, steht derweil auf einem anderen Blatt.
Die Vorabsingle "Falling Down", an einem Wochenende im Studio der Band Elbow (!) während Justins UK-Tour zusammen gezimmert, übertrifft jedenfalls die Hoffnungen des ehemaligen N Sync-Stars, mit der Band ein zweites "Ordinary World" zu komponieren. Um Klassen eleganter kommt die Midtempo-Nummer rüber.
Ausfälle finden sich kaum. Dass Timbaland in "Skin Divers" mal wieder zum Mikro greift, hätte zwar nicht sein müssen, stört aber auch nicht sonderlich. In "Dirty Great Monster" darf Andy Taylor-Nachfolger Dom Brown endlich mal sein Instrument nachhaltig einbringen und auf "Tempted", "Zoom In", "She's Too Much" und "Last Man Standing" zeigen Duran Duran schnulz- und schnörkellos, was eine gute Popband seit eh und je ausmacht: Eingängige Kompositionen fernab der Second Hand-Abteilung, eine zeitgemäße Produktion und einen Sänger, dessen Melodien länger als einen Moment haften bleiben könnten.
Sagt es mir, liebe Enddreißiger, wann gabs das bei LeBon und Co. zuletzt?
19 Kommentare
geiles album!
wieso vermutet der verfasser, dass es sich um osteuropäische models handelt?
Er kennt sie vom letzten Auslandsaufenthalt persönlich.
@Krizztuffa (« Ein zu komplizierter Satz für mich! »):
Deshalb schreib ja nicht ich die Rezensionen. Niemand versteht mich.
@maomoondog (« @Krizztuffa (« Ein zu komplizierter Satz für mich! »):
Deshalb schreib ja nicht ich die Rezensionen. Niemand versteht mich. »):
Fast. - Darum schreibst du "Rezension" und nicht "Rezession" wie viele andere. Der Satz war an und für sich keineswegs zu kompliziert.
Duran Duran haben mit und ohne A.Taylor gute Alben gemacht( "Rio" /"Liberty")
Mir gefählt "Astronaut" besser als
"Red Carpet M.". Weniger Synty und mehr Gitare währen auf dem neuen Album besser gewesen;