laut.de-Kritik

Zwischen den Buzzcocks und The Libertines.

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Wenn das mal kein Punkrockcover ist! Vierfarbig gehalten, schauen den Betrachter vier Skelettfratzen an. Die Mitglieder von Dustin's Bar Mitzvah nach ihrem irdischen Dasein? Oder doch nur nach einer durchzechten Nacht? Das Intro lässt einen aber stutzen: Was ich da höre, klingt doch eher nach einem regulären Indierock-Album.

Zu gefälligen Gitarren attestiert dann tatsächlich Dan Treacy von den Television Personalities mit seinem unglaublichen Akzent, dass Dustin's Bar Mitzvah "the most horrendous band" wäre, über die er jemals gestolpert wäre und schämt sich am Ende dafür, seine Freunde mit zum Konzert genommen zu haben. Und dann gehts los.

"To The Ramones", die erste Singleauskopplung, macht zuerst den Eindruck eines etwas zu hart geratenen Poppunk-Songs. Doch mit dem ersten Refrain wird klar: Ich höre einen der Ohrwürmer des Jahres! Und der Wunsch ist so verständlich: "I just wanna go home so I can listen to the Ramones". Der Bass schnarrt, die Gitarren schrammeln - Heidewitzka, das verspricht ein Spaß zu werden! Als sie am Ende ganz beiläufig ein "Hey ho, let's go!" einbauen, weiß ich: Die Jungs haben verstanden! Respect the Rock and the Rock will respect you back!

Genauso gehts auch weiter. Das Quartett aus dem Londoner Stadtteil Acton spielt eine aktualisierte Form von Punkrock, die an alte Helden wie die Buzzcocks oder die UK Subs erinnert. Gleichzeitig hört man den Willen zur Melodie durch, und es wird deutlich: Dustin's Bar Mitzvah haben auf "Get Your Mood On" den Missing link zwischen Punk und Indierock gefunden. Alles, was zwischen den beiden Genres liegt, kümmert sie einen Scheiß. Die Engländer verbinden den chaotischen Lärm und die Intensität von '77 mit dem lässig mauligen Sex-Appeal von Indie. Der rüde Titeltrack mit seinen rumpelnden Drums avanciert zu einem Höhepunkt der Platte, und ich bin versucht, loszuskanken und zu exklamieren: "Get your mood on, get your fucking mood on!" - natürlich im dreckigstem Cockney.

In der Folge nehmen sich die vier Jungspunde etwas zurück, was nicht heißen soll, dass sie nicht jederzeit noch in der Lage sind, mal für ein paar Takte dem Hörer ordentlich auf die Zwölf zu dreschen. Wilde Ausbrüche finden sich auch in "The Grass" und "Cry For Help". Besonders bei letzterem und dem wieder etwas schnelleren "Young Pretender" lässt sich deutlich heraushören, dass auch Bands wie die Libertines Dustin's beeinflusst haben. Indie-Gitarrenlinien wechseln sich mit fetten Punkriffs ab, alles fußt auf dem ständig überdreht schnarrenden Viersaiter von Bassist Baco und den wüsten Drums von General Wolfe. Auch "Catholic Boys", das offensichtlich die Schulzeit des Sängers Dave Lazer verarbeitet, ist ein solcher Bastard.

Der längste Track des Albums leitet ein furioses Finale ein, denn auf "Catholic Boys" folgt das ebenso großartige wie humorlos heruntergeschrubbte "Johnny Said". Fucking hell, wie Punkrock kann man 2007 eigentlich sein? Und zwischendurch bleiben immer noch ein, zwei Takte Zeit für Beachboyeske Gesangsharmonien. In "Probably Never Know" versucht sich Lazer tatsächlich mal an so etwas wie einer durchgängigen Gesangslinie. Hier harmoniert er prima mit der Gitarre von Jugendfreund Doctor Rob. Genau das ist es, was Dustin's Bar Mitzvah auszeichnet: Punk as fuck zu sein und gleichzeitig eine erfrischende Eigenständigkeit zu wahren. Die Attitüde stimmt bis nach hinten raus.

"Kick Him Out" besitzt durchaus Indiediscopotenzial, wenn die Tanzfläche sowieso gerade gerammelt voll ist, und die Kids es schneller und härter haben wollen. Es folgt das eher sperrige "My Own Country", in dem Lazer in seine eigene Welt entflieht, wohl mit freundlicher Unterstützung von Doctor Feelgood: "If I wasn't so sedated I'd be kicking myself!" Die beiden Midtempo-Punkrocker "Goldhawk Road" und "Purgatory Girls" beenden "Get Your Mood On" in Style, und tatsächlich ist genau das passiert! Ich bin in Stimmung für mehr!

Trackliste

  1. 1. Artrocker (feat. Dan Treacy)
  2. 2. To The Ramones
  3. 3. Saw Right Through You
  4. 4. Get Your Mood On
  5. 5. The Grass
  6. 6. Cry For Help
  7. 7. Young Pretender
  8. 8. Catholic Boys
  9. 9. Johnny Said
  10. 10. Probably Never Know
  11. 11. Kick Him Out
  12. 12. My Own Country
  13. 13. Goldhawk Road
  14. 14. Purgatory Girls

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