laut.de-Kritik
Aus dem Leben eines Durchschnittsmenschen.
Review von Mathias MöllerEagle-Eye Cherry ist ein netter Zeitgenosse. Wer das noch nicht geahnt hat, wird es beim Hören seines nunmehr dritten Albums zweifelsfrei feststellen. Der Künstler erzählt aus seinem Leben, vor allem aber seinen Beobachtungen aus dem Alltag. Dabei stellt sich Herr Cherry als Mensch dar, der auf dem Boden geblieben ist trotz all des Rummels, den sein Debut "Desireless" mit der Hitsingle "Save Tonight" vor fünf Jahren ausgelöst hat.
So klingt dann auch das Album. Bodenständiger Pop, der trotz der angedeuteten Soundspielereien wirkt wie das Leben eines Durchschnittsmenschen. Ein bisschen langweilig eben. Auch wenn der Wunsch nach dem Ausbrechen aus der täglichen Tretmühle zu spüren ist, passiert am Ende nichts dergleichen. Das Adlerauge hat die eingängigen Melodien sicher im Blick, das ein oder andere Stück ist schon catchy, aber mehr auch nicht. Hängen bleibt nicht viel.
Die erste Single "Skull Tattoo", ein gefälliger Popsong, erzählt die Geschichte einer Frau. Keiner besonderen Frau, sondern einer, die Cherry irgendwo, irgendwann, auf der Straße gesehen hat. So einfach und so beliebig kann Musik sein. Popsongs zum Anhören im Vorbeigehen. Das passt. Insgesamt klingt "Sub Rosa" jedoch ein wenig zu rund. Ohne Ecken, ohne Spinnereien, von den Produzenten glatt gebügelt. Dabei hat Al Stone, der Producer der meisten Songs, schon mit so verknittert daher kommenden Künstlern wie Björk oder Jamiroquai zusammen gearbeitet. Vielleicht hätte der kleine Bruder von Neneh Cherry doch bei Rick Rubin bleiben sollen, der beim letzten Album die Knöpfe gedreht hat.
Erfreulich heraus ragt das nach verhaltenem Anfang freudig drauf los rockende "Crashing Down". Da lässt er sich mal ein bisschen gehen, der näselnde Lockenkopf. Was Eagle-Eye über seine eigenen Songs denkt, verleitet allerdings zum Schmunzeln: so teilt die Labelinfo mit, der Künstler sehe "Don't give up" "in der Tradition" von John Lennons "Give Peace A Chance". Bei allem Respekt: zwischen den beiden Songs liegen schon Welten.
Insgesamt hat Cherry mit dem verfluchten dritten Album eine mit Anstand poppende Scheibe vorgelegt, mehr aber auch nicht.
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