laut.de-Kritik
Tanzbar, hintersinnig, direkt ins Ohr.
Review von Michael EdeleOkay, ich gebs zu: Hin und wieder spielt man bei der einen oder anderen sogenannten NDH-Band mit dem Gedanken, als Kategorie eher Schlager auszuwählen. Auch Eisbrecher haben in der Vergangenheit immer wieder mit dem Lederhosen-Genre geliebäugelt, aber von Anbiederung konnte nun wirklich nie die Rede sein.
Das ist auch auf "Liebe Macht Monster" nicht der Fall. Warum also diese Einleitung? Weil mir die Helene Fischer-Hommage "Im Guten Im Bösen" einfach bei jedem Durchlauf sauer aufstößt. Deswegen gleich mit Punktabzug zu drohen, erschiene dann aber doch ziemlich übertrieben, denn es bleibt ja bei diesem einen Ausreißer. Naja, vom Titeltrack mal abgesehen … Aber der hat 'nen bärenstarken Refrain.
Kommen wir zum großen Rest: Der besteht immerhin noch aus 13 anderen Songs in gewohnt starker Qualität. Der Opener "Es Lohnt Sich Nicht Ein Mensch Zu Sein" ist ein typischer (Eis-)Brecher und wird auch live vermutlich die Openerrolle übernehmen. Tanzbar, hintersinnig, direkt ins Ohr - was will man mehr? Fette Sounds? Groovende Beats? Provokation? Na, dann seid ihr hier richtig.
Mit "FAKK" setzen Eisbrecher echt mal 'nen ordentlichen Haufen, und zwar auf alles, das die deutsche Hip Hop-Szene so an Auswüchsen die letzten Jahre produziert hat. Im Grunde genauso prollig wie die Sachen, über die man sich lustig macht, aber genau darum geht es ja. Dass die Nummer groovt, könnte man darüber beinahe aus den Augen verlieren. Dass der Synthie im Hintergrund nervt wie Sau, hingegen leider nicht.
Auch wenn sich Eisbrecher nicht allzu weit von ihrer Spur entfernen, gibt es auf "Liebe Macht Monster" durchaus einige neue, teils ungewohnte Sounds zu hören. Dass sie ausgerechnet mit Dero von Oomph! in "Dagegen" ein Duett abliefern, hätten wohl auch die wenigsten erwartet. Immerhin bekamen die beiden Bands immer wieder eine vermeintliche Konkurrenz angedichtet.
Echte Stinker sucht man auf dem Album eh vergebens (ja, mittlerweile wippt auch bei "Im Guten Im Bösen" der Huf mit). Dafür gibt es mit "Frommer Mann" einen überraschend düsteren Brocken und mit "Wer Bin Ich" ein extrem sperriges Stück, das erst im Refrain für extrem großes Kopfkino sorgt. Hitmaterial haben Eisbrecher mit "Nein Danke" oder "Systemsprenger" eh jede Menge auf der Scheibe.
Ein Stück wie das fett groovende "Kontrollverlust" erscheint textlich gerade so aktuell wie selten zuvor. Die anhaltende Corona-Situation und die damit einhergehende Einschränkung der Grundrechte sorgt für ein steigendes Gewaltpotential, und es ist kein Ende abzusehen. Thematisch ähnlich angesiedelt ist das elektrolastige "Leiserdrehen", und auch mit "High Society" zeigt sich Alex gewohnt von seiner sozialkritischen Seite.
Bevor es aber eskaliert, gibt es ja noch mit "Himmel" eine ganz schöne Halbballade. Die kommt leider nicht unbedingt an alte Großtaten heran, hat aber durchaus ihren Charme. Den Abschluss liefert das tonnenschwere "Es Lebe Der Tod", mit dem die Herren eine weitere Hymne für ihr Liveprogramm geschrieben haben.
17 Kommentare mit 19 Antworten
Ganz großes Fremdschämen. Beim Rammstein Sound a like Contest weit vorne, vom Original kaum zu unterscheiden, und nein, das ist KEIN Kompliment.
Unghört weil unhörbar 1/5.
Fremdscham überkam mich auch sofort.
Fremdscham überkam mich eher beim neusten Rammstein Album, das hier ist harmlos dagegen
Neue Deutsche Fremdscham hat bisher besser gepaßt.
Schablone NDH scheint mir eher das Problem, als Schablone Schlager überstülpen. Die deutsche "Muddersprache" wird nicht nur der NDH vorgehalten. Welches Genre ist das überhaupt, Neue deutsche Härte? Size matters better Life? Ist es sozialkritischer wenn man auf Deutsch seine Stücke vorträgt? Das vorab!
Schaut man sich die Historie von Eisbrecher an, wiederholt in ewiger Dauerschleife auch das "neue" Album, dass immer gleiche Konzept. Das so ähnlich wie beim 84igsten Diablo Clone und ganz weit weg von etwas neues dem Genre Heavy Metal abgewinnen zu können. Egal ob du nen 2/5, 3/5, 4/5 dran pappst, liegst fast immer richtig.
meuri wieder...deine beiträge werden echt immer wirrer. kannst du dir nichtmal etwas mehr mühe geben?
Wo steckt eigentlich oomphie?
Neulich noch an den gedacht. Aber nicht genug, um Vermisstenposter aufzuhängen.
Dieser Kernschrott ist vieles, aber sicher nicht "hintersinnig".
"Dagegen" läuft bestimmt auf der nächsten Querdenker-Demo.
Ew
1/5
Ich kann die Rezension von laut.de nur unterschreiben, fetter Sound im Bereich Electronic/Synth Rock/NDH mit Hirn, wer hier Rammstein-Vergleiche anführt, hat kein Gehör und keine Ahnung von der Band und ihren Einflüssen. "Dagegen" ist auch kein Aluhutträger-Track, sondern lädt dazu ein, nachzudenken und nicht zwangsläufig dazu, auf neudeutsch "querzudenken". Aber Nuancen sind den Extremen auf allen Seiten ja herzlich egal. Dero von Oomph! ist auch gut platziert und passt absolut ins Gesamtbild. 4/5 sind absolut angemessen. Sehr sehr gutes Album, aber kein (5/5)-Meilenstein. (Systemsprenger läuft hier neben dem neuen Foo-Album Dauerschleife)