laut.de-Kritik
Musical oder billige Compilation belangloser Popsongs?
Review von Joachim GaugerNachdem Elton John und Tim Rice für ihren millionenfach verkauften Soundtrack zu Walt Disney's "König der Löwen" mit Oskar, Golden Globe, Grammy und anderen Ehrungen überhäuft wurden, bilden sie nun für "Elton John And Tim Rice's Aida" erneut ein Team. "Aida" erzählt die tragische Dreiecksgeschichte von der nubischen Prinzessin Aida, die versklavt wurde, Amneris, einer ägyptischen Prinzessin und dem Soldaten Radames, den beide Frauen lieben.
Eine schöne Geschichte, die jede Menge Herzschmerz bereit hält und dementsprechend drücken die von Elton John verpflichteten Gaststars auf die Tränendrüse. Dabei tun sie des Guten denn doch zuviel und so hört sich die Disney-Version von "Aida" eigentlich nicht wie ein Musical an, sondern eher wie eine billige Compilation belangloser Popsongs.
In die Irre führt zunächst Sting's Starter "Another Pyramid": Ein sparsam instrumentiertes, leicht melancholisches Stück mit trockenen Bass-Tupfern und synkopischer Rhythmusgitarre. Doch dann kommt's im zweiten Song ganz dicke, wenn Elton John himself und LeAnn Rimes ihre Stimmen auf der rutschigen Unterlage wabernder Streicher in höchste Höhen quälen.
Vielleicht müßte man den Film gesehen haben - für sich allein läßt der Soundtrack weder Linie noch irgendein gestalterisches Konzept erkennen. Den Preis für das banalste Popstückchen erringen mal wieder die Spice Girls für ihren Beitrag "My Strongest Suite", der für die kitschigste Produktion mit Orgel und Streichern gebührt ohne Zweifel "The Messenger" von Elton John und Lulu, bei dem nach langem Intro das Schlagzeug die Orchesterklänge strukturiert und das klanglich ans gute alte Rondo Veneziano erinnert.
Das Rennen um die gekünstelste Emotion muß bei vielen Favoriten letztlich leider unentschieden ausgehen. "Ehrliche" Rocksongs steuern allein die üblichen Verdächtigen bei: "Easy As Life" von Tina Turner und Angelique Kidjo ist zwar ebenfalls schwer streicherverseucht, profitiert aber noch von den großartigen Stimmen der beiden Diven. Sting, wie gesagt, bleibt sich selber treu und auch Lenny Kravitz' Ausstrahlung leidet kaum unter der jämmerlichen Nachbarschaft. Doch auch die Letztgenannten hat man schon besser gehört und daß sie auf diesem Album vertreten sind, wird sie kaum mit Stolz erfüllen.
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