laut.de-Kritik
Keine Spur von einem unbekannten Song.
Review von Oliver LambrechtB-Seiten! Zweite Geige! Vernachlässigtes Beiwerk, das Vinyl-Scheiben abrundet! Lieder für "Freunde der Band" oder Verkaufsargument für mehrere Maxi-Auflagen! Oder doch experimenteller Spielplatz von Spielverrückten? B-Seite - die Paraderolle der sympathischen Embrace.
Eben diese Band, die sich selbst unlängst einen Neuanfang verordnete, sammelt 18 Lieder, die bisher nur zusammen mit Singles erhältlich waren, auf dem Album "Dry Kids (B-Sides 1997 - 2005)". Die treuen Fans, die sowieso schon sämtliche 7inches, Maxis und Alben besitzen (nicht zu vergessen: die Importplatten!), sollten an diesem Album nicht allzu viel Freude haben. Es enthält tatsächlich nur bereits veröffentlichte Stücke. Keine Spur von einem unbekannten Song, der die Top 5 ins Wanken bringen könnte.
Sparsamere Anhänger der Band um die McNamara-Brüder sollten mit "Dry Kids" aber unbedingt ihre Sammlung vervollständigen. Unter den 18 Liedern finden sich einfach zu viele großartige Songs. Sei es die druckvolle Hymne "Blind (Road Version)" aus den Anfangszeiten der Briten oder das rührende D-12-Cover "How Come". Ursprünglich wollten Embrace stattdessen Justin Timberlake für Radio 1 covern. Der gewünschte Song war zum Glück schon vergeben und die Fans um ein Lieblingslied reicher. So klingt Emo für Popper. Die interessante Fußnote bleibt, dass es sich ursprünglich um ein Hip Hop-Stück handelt.
Lieder wie "Milk And Honey" oder das namensgebende "Dry Kids" lassen einen staunen, dass solchen Werken das B-Seiten-Label anhaftet. Kopfschütteln erzeugen allenfalls "One Big Family" im Perfecto Mix und "Flaming Red Hair". Ersteres soll tatsächlich den Status einer Single der Woche für DJ Pete Tong gehabt haben. An das euphorische Original kommt es allerdings nicht heran, die elektrischen Zusätze rauben ein wenig den Schwung. Das zweite Lied passt schon eher in die aktuellen Elektro-Kisten des Landes, rauscht und knarzt aber dezent an den Gehörgängen der Zielgruppe vorbei.
Rechtzeitig zum Jahresende veröffentlichen Embrace eine Auswahl ihrer B-Seiten. In einer perfekten Welt wäre dieses Album eine "Best Of" und Embrace würden Coldplay ein paar Lieder leihen.
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