laut.de-Kritik
Der Symphonic Metal ist nicht von schlechten Eltern.
Review von Markus SeibelSich mit den niederländischen Symphonic-Metal-Avantgardisten Epica zu beschäftigen, erfordert ein gutes Maß an musikalischer Flexibilität. Während die Band mit ihrem Debütalbum "The Phantom Agony" (2003) noch eher orientalisch unterwegs war, entwickelte sie sich in den Folgejahren mit den Alben "The Divine Conspiracy", "The Quantum Enigma" und "The Holographic Principle" zur einflussreichen Symphonic-Metal-Ikone.
Ein bemerkenswertes Erkennungsstück von ihrem bereits zehnten Studioalbum "Aspiral" ist die Vielfalt der musikalischen Stile, die es bietet. Von gefühlvollen Nummern bis hin zu mitreißenden Melodic-Metal-Krachern, die zum Kopfnicken einladen, liefert die neue Scheibe für jeden Geschmack etwas.
Man könnte auch sagen: Es ist eine Hommage an die Vergangenheit und gleichzeitig ein frischer Blick in die Zukunft. Mit sechs hochtalentierten Musikern in ihren Reihen ist die Fähigkeit von Epica, starke Melodien in ihre Songs einzubinden, unübersehbar. Dies verleiht dem Album eine unverkennbare Energie und einen Ohrwurmcharakter, der den Hörer unweigerlich in den Bann zieht. Ansonsten bekommt man auf Epicas neuem Schaffen, was man von ihnen kennt: Gut arrangierten Symphonic-Metal mit Tiefgang, mit starken Melodic- sowie einigen Power-Metal-Einflüssen, die auf modernen, für das Genre typisch dargebotenen Gesang und zeitgemäße Produktion trifft.
Fans von Within Temptation und Xandria dürften daran genauso Gefallen finden, wie Delain– oder After Forever-Anhänger. Der Opener "Cross The Divide" und "Arcana", die umgehend die Gehörgänge infiltrieren, bietet eine Kostprobe von dem, was die Hörer in den insgesamt mehr als 60 Minuten zu erwarten haben.
Handwerklich und kompositorisch ist das neue Werk der Niederländer solide, ohne jedoch zu glänzen. In der Tradition der drei Vorgängeralben gibt es rockige, temporeiche Momente, melodische Riffs, orchestrale Passagen, fast schon poppige Gesangslinien und viele moderne Spielereien. Fast überflüssig zu erwähnen, dass auf Simone Simons gesangstechnische Kompetenzen gewohntermaßen Verlass ist. Ihre Range ist nach wie vor beeindruckend, insbesondere in den höheren Lagen hat sie immer noch ordentlich Wumms in der Stimme.
Was "Aspiral" letztlich interessant macht, ist die Mischung aus unterschiedlichen Metal-Genres, aus Tradition und Moderne, langsamen und schnellen Passagen. Wenn ihr also Spaß an den genannten Referenzen habt, wenn Ihr süchtig nach offensivem Gitarrenspiel und Gesang seid, hört auf jeden Fall in das Album rein: Denn "Aspiral" ist nicht von schlechten Eltern.
1 Kommentar
Nach dem fantastischen Liveauftritt in Amsterdam, wo mit Aspiral und Arcana zwei neu Stücke Premiere feierten, war ich gespannt auf das neue Album. Ich wurde nicht enttäuscht. Einzig, dass bei der Studioversion von Aspiral Simones epischer Gesang am Schluss fehlt war schade. Da hat die Live Version definitiv etwas mehr Magie. Trotzdem. Nach Poppy und Arch Enemy das dritte fantastische Album der letzten 3-4 Monate.