laut.de-Kritik

Damen, aufgehorcht: Eros ist wieder zu haben!

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Im Hause Ramazzotti hängt seit 2002 der Segen schief. Nachdem die Traumbeziehung zur Schweizer Schönheit Michelle Hunziker zu Bruch ging, begann eine Schlammschlacht, die drei Jahre später noch längst nicht beendet ist. Ein gebrochenes italienisches Herz auf der einen Seite, gesundes Selbstbewusstsein auf der anderen – der Kampf geht in die nächste Runde, zumal Ramazzotti sich um das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Aurora bemüht und dafür weiter Öl ins Feuer gießt.

Herzensangelegenheiten sind ein Gebiet, in dem sich der smarte Römer bestens auskennt, jetzt auch in nicht mehr rein musikalischem Sinne. Kein Wunder also, dass sein zehntes Studioalbum in einer gewissen Hinsicht einen Neuanfang bedeutet. Drei Jahre hat er sich Zeit genommen, um zum ersten Mal seit 1984 alle Texte seiner Stücke selbst zu schreiben. Endlose Nächte habe er dafür gebraucht, erzählt er in einem Interview auf seiner deutschen Homepage.

Obwohl Hunziker namentlich nicht genannt wird, durchdringt ihre Abwesenheit das Album. "Non È Amore" lautet der Titel eines Stücks, das bezeichnenderweise mit "… forse", "… vielleicht" endet. In seinem Lieblingsstück "Nomadi d'Amore" scheint sich Ramazzotti aber damit abgefunden zu haben, dass die Beziehung zu Ende ist. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, wenn du danach fragst, eine Zeit lang alleine sein zu wollen. Wie du willst, aber in meinem Herzen weiß ich, dass ich dich nicht mehr sehen werde".

Das dürfte die Herzen seiner weiblichen Fans höher schlagen lassen, zumal er im Opener "La Nostra Vita" behauptet, das Leben sei "die Suche nach einem Lächeln, nach einer erwiderten Liebe, in einer Welt, die scheiße ist". "Ich werde meine Zukunft leben", lautet die zentrale Botschaft des Stücks und des Albums, die Ramazzotti im Booklet mit durchtrainiertem Oberkörper und Dolce & Gabbana-Klamotten bekräftigt.

Hoffnungsvolle Ansätze, die leider nicht bis zur musikalischen Begleitung durchgedrungen sind. Zwar könne er sich vorstellen, auch mal ganz alleine zu spielen, aber der richtige Zeitpunkt sei noch nicht gekommen. So vertraut er auf die altbekannten Arrangements und schafft perfekte Popsongs, die zu einem Ohr hinein laufen und zum anderen wieder hinaus.

Seine nölende Stimme klingt auch mal weniger unerträglich, etwa in "Nomadi d'Amore" - vielleicht, weil ihm das Lied wirklich etwas bedeutet -, aber mit Akustikgitarren, Klavier und Streichern ist die Grundlage dieselbe wie eh und je. Da können auch gute Studioschlagzeuger wie Vinnie Colaiuta und Abe Laboriel Jr, der seit einigen Jahren zu Paul McCartneys Begleitband zählt, nicht viel ausrichten.

"Original sein in der Nicht-Originalität", erläutert Ramazzotti sein Konzept. Im Prinzip sei alles schon so oft gesagt worden, vor allem, was Liebe betrifft. Da müsse man eben neue Wege suchen. Mit "Calma Apparente", "Scheinbare Ruhe" gelingt ihm das nur bedingt. Nach über zwanzig erfolgreichen Jahren bleibt er seinem Rezept treu. Zwar schaue er in die Zukunft, bekräftigt er immer wieder, aber dieses Album ist musikalisch kein Deut anders als die Vorgänger. Also Stillstand. Und Stillstand bedeutet bekannter Weise Rückschritt.

Trackliste

  1. 1. La Nostra Vita
  2. 2. L'Equilibrista
  3. 3. Bambino Nel Tempo
  4. 4. Tu Sei
  5. 5. Solarità
  6. 6. Sta Passando Novembre
  7. 7. Una Nuova Età
  8. 8. Nomadi D'Amore
  9. 9. Non E' Amore
  10. 10. L'Ultimo Metrò
  11. 11. I Belong To You (Il Ritmo Della Passione) - mit Anastasia
  12. 12. Beata Solitudine
  13. 13. Calma Apparente

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