laut.de-Kritik
Banale Melodien kopulieren mit charakterloser Produktion.
Review von Katja ScherleEros Ramazzotti vereint Generationen. Junge Damen hören ihn im Auto, die Diddl-Maus am Rückspiegel wippt rhythmisch dazu. Deren Mütter verehren den mittlerweile leicht ergrauten Italo-Pop-Titanen wegen längst vergangener, Chianti- und Giovanni-schwangerer Nächte in der Toskana. Soweit das Klischee – leider bemüht sich Herr Ramazzotti auch auf seiner zweiten Best Of "e²" nicht, diesem irgendwie entgegenzuwirken.
Vor zehn Jahren versammelte der südländische Herzensbrecher schon einmal große Hits auf einer Greatest Hits-CD namens "Eros". "e²" bringt nun Ramazzotti ins Quadrat. Auf dem Cover schreibt der Künstler dem Käufer kompliziert wirkende Formeln entgegen, die an die Ästhetik des Kinoklassikers "A Beautiful Mind" gemahnen. Durchaus elegant kommt der Maestro zu einem einfachen Ergebnis: e².
Leider aber spiegelt der Inhalt der CD die schön schlichte Genius-Aufmachung des Covers kaum wider. Musikalisch trieft "e²" vor üblichem Sonnen-Pop, schließlich wurden hier auch 31 der besten Ramazzottis vereinigt.
Während beispielsweise "Terra Promessa" zumindest noch mit unveränderter Achtziger–Synthie-Ausstattung amüsiert und an Liköreisbecher schlotzende Eltern im Adria-Urlaub erinnert, kommt beim gemischten Doppel mit Tina Turner "Cose Della Vita (Can’t Stop Thinking Of You)" und Anastacia "I Belong To You" das Dudel-Gruseln auf. Banale Melodien kopulieren mit charakterloser Produktion im Schnulzen-Kuschelbett.
Vier neue Songs finden sich ebenfalls auf CD eins. "Non Siamo Soli" bekommt als Duett mit Ricky Martin wenigstens etwas Latino-Drive. Und "Ci Parliamo Da Grandi" schrieb Herr Ramazotti zusammen mit dem Mann, der einst für Robbie Williams den Stadion-Pop revolutionierte: Guy Chambers konnte aber anscheinend auch nichts daran ändern, dass man es hier mit einer standardisierten Klavier-Ballade zu tun bekommt, die zwar Feuerzeuge, aber keine Begeisterung zum Leuchten bringt.
CD zwei bringt immerhin Neuerungen insofern, als sich Eros Ramazotti ein wenig weg wagt von seiner ideenlos gemachten Hintergrundmusik. Namhafte internationale Musiker haben sich 17 ausgewählte Hits vorgeköpft, etwas übertrieben wurde allerdings mit der wenn auch nett gemeinten Präsenz des London Session Orchestras.
Auf vier Tracks ("Adesso Tu", "Musica È", "E Ancor Mi Chiedo", "Solo Ieri") gibt der Barde seine Hits mit klassischer Unterstützung zum Besten - leider macht sie das nicht besser. Wenn dann auch noch, wie bei "Musica È", ein Schlagzeug einsetzt, entsteht der perfekte Musical-Soundtrack. Die verfeindeten Gangs versöhnen sich, und Eros lässt Bläsern und Saxophon das große Final-Solo.
Etwas Würze erlaubt sich die CD bei "Dolce Barbara", das mit Jazz-Pianist Dado Moroni herber wirkt. Bis Carlos Santana und Eros Ramazzotti zusammenarbeiten, war es sowieso nur noch eine Frage der Zeit ("Fuoco Nel Fuoco").
Steve Vai verzerrt "Dove C'è Musica" angenehm, und für Ramazzottis zehnjährige Tochter gibt's eine altersgemäß trendy Widmung von Hip-Hop-Tausendsassa Wyclef Jean ("L'Aurora"). Auf der B-Seite beweist Vatti Eros wenigstens, dass er im heimischem Musikschrank noch andere außer den eigenen CDs stehen hat – teilweise sogar recht annehmbare.
Wahrscheinlich aber wird ihn dieser Ausflug nicht davon abhalten, weiter hauptsächlich Autoradiotaugliches zu fertigen. Solang's der Rückspiegelstoffmaus gefällt …
2 Kommentare
Für mich als Mann hört sich dein Kommentar einfach nur neidisch an. Wahrscheinlich hast du kein Glück bei Frauen (Versuch es mal mit Männern) und was deine Erfahrung mit Musik angeht bin ich schon gespannt was du für Musik hörst. Falls du auf diesen Kommentar reagierst
Moin,
weiß nicht was du gegen "Sonnen-Pop" hast.
Für mich als Geringverdiener derzeit die einzige Möglichkeit "Urlaub" zu machen.
Und sei es nur Urlaub für die Ohren.
Bin Mann, nicht schwul und finde Eros trotzdem gut.
Und sein Duett mit Ricky Martin kommt echt gut.
Aber das fandest du ja auch nicht schlecht.
Ich warte auf ein gemeinsames Stück mit Shakira....
Hunter