laut.de-Kritik
Jazz für alle, und das ohne Weichspüler!
Review von Kai KoppIch wusste, dass mich das Esbjörn Svensson Trio auch mit seiner neuen Veröffentlichung "Good Morning Susie Soho" nicht enttäuschen würde. 1999 war das Jahr des internationalen Durchbruchs. Das EST besetzt in Schweden den Popthron mit den Titeln "Artist of the year", "Album of the year" und "Composer of the year".
Und das obwohl sie sich als klassisches Jazztrio präsentieren. Ihre offene Auffassung vom Genre und die Umsetzung ihrer Ideen in aufgeschlossenen Jazzkonzepten ist das Geheimnis ihres Erfolgs. Jazz für alle, und das ohne Weichspüler! Hut ab vor diesem Spagat.
Mit der wunderschönen Ballade "Somewhere else before" werden wir in den Klangkosmos des EST eingeführt. Weich und zart, gut vorbereitet auf das erste Jazzgewitter "Do the Jangle", das nicht jedem gefallen muss. Ein kurzes Pianosolo-Interlude leitet zum ersten Höhepunkt der Platte "The Wraith". Sampler und anderes technisches Gerät verschmelzen mit dem Handgemachten, und es entwickelt sich lang- aber unaufhaltsam ein waschechter Trip Hop mit Clubcharakter. Als Paten dürfen hier ruhig Nils Petter Molvaer und Bugge Wesseltoft's Dance-Jazz Projekt "New Conception of Jazz" genannt werden, waren sie es doch, die zusammen mit Frederic Galliano (und anderen) die Elektronik im Jazz etablierten. Sehr gelungener Ausflug...
Nach einer balladesken Beruhigungspille steuern wir geradlinig auf wildes aber feines "Rumgejazze" zu. Der Titelsong "Good Morning Susie Soho" und sein Nachfolger "Providence" sind nur was für echte Liebhaber. Meinen Ohren gefällt´s, aber wie gesagt... Hiernach hat man das musikalische Valium der "Pavane" wirklich nötig. Wunderbar reduziert zu spielen erweist sich erneut als große Stärke des Trios. Wie auch die kompositorische Gabe von Esbjörn Svensson, Jazz mit einem ganz feinen Schuss Pop zu würzen, ohne jemals in Gefahr zu geraten, seicht zu werden. Zu hören auf "Spam-Boo-Limbo". Zeit für den zweiten Höhepunkt. "The Face of Love" ist eines der ersten Stücke, das sich weltmusikalischen Möglichkeiten öffnet.
Leider ist der Rimshot (Kantenschlag auf der Snare-Drum) in dem ansonsten wunderschönen Rausschmeißer "Reminiscence of a Soul" etwas zu laut geraten. Das stört die ambiente Atmosphäre empfindlich. Unausweichlich und gnadenlos erwarte ich das maschinenhafte Geräusch wie die Schläge meines Metronoms. Schon verziehen!
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