laut.de-Kritik

Akustische Grüße von jenseits des Regenbogens.

Review von

Es besitzt immer den Geruch des Morbiden, wenn Nachlass-Verwalter Archiv-Funde verstorbener Künstler als neue Alben anpreisen. Oft genug handelt es sich dabei um Material, das nur für beinharte Fans von Interesse ist. Nicht so im Falle Eva Cassidy: "Simply Eva" präsentiert die US-Amerikanerin nur mit Gitarre und Stimme bewaffnet und belegt eindrucksvoll, wie aus eigentlich schlichten Zutaten wunderschöne Musik entstehen kann.

Im Repertoire von Eva Cassidy findet sich eine große Anzahl Cover-Songs. Viele der hier enthaltenen Lieder sind in der Vergangenheit bereits auf den acht Vorgänger-Alben vertreten. Diese Zusammenstellung präsentiert Tracks und Sängerin hingegen mit alternativ eingespielten Versionen, in einfacher Akustik-Umgebung. Nur Gitarre und Stimme also - dank Eva Cassidys Können und Klasse klingt diese Vorgehensweise nicht zu wie ein langweilig zusammengestellter Longplayer. "Songbird" beinhaltet in einer einfühlsam eingespielten Variante gleich einen der größten Hits der Sängerin als Opener.

Lediglich "San Francisco Bay Blues" bedeutet den einzigen wirklich neuen Titel der vorliegenden Song-Kollektion. Spannend inzeniert gestaltet sich die Version des Blues-Classic "People Get Ready". Eva Cassidy besaß einfach eine Stimme, der man gerne zuhört. Mal hauchzart, mal druckvoll, aber immer intensiv und punktgenau interpretiert.

Cyndi Laupers "True Colors" erstrahlen in zartem Gitarren-Pastell. Besonders gelungen: die Version des Judy Garland-Evergreens "Over The Rainbow". Diese Nummer zählt zu jenen Stücken, von denen eine unüberschaubare Anzahl an Cover-Versionen existiert. Kann man dem überhaupt noch etwas Neues hinzu fügen? Und ob! In Evas Händen zeigt sich der Song in Melodik und Rhythmik völlig anders angelegt. Ein vorzüglicher Beleg dafür, wie dank einer risikofreudigen Herangehensweise ein altbekannter Titel in völlig neuem Licht erstrahlen kann.

Doch derart radikal verfährt die Sängerin nur mit dieser Nummer. Die übrigen Versionen bewegen sich in einem für sie typischen Umfeld, das sich gern an die Originale hält. Das allerdings immer mit überdurchschnittlichen Ergebnissen. Eva Cassidys gesangliche Hingabe gestaltet sich stets glaubwürdig, überzogene Intonation ist nicht ihr Ding. "Simply Eva" dokumentiert erneut, dass mit ihrem zu frühen Tod eine hochbegabte und einzigartige Künstlerin verloren ging.

Trackliste

  1. 1. Songbird
  2. 2. Wayfaring Stranger
  3. 3. People Get Ready
  4. 4. True Colours
  5. 5. Who Knows Where the Time Goes
  6. 6. Over The Rainbow
  7. 7. Kathy's Song
  8. 8. San Francisco Bay Blues
  9. 9. Wade in the Water
  10. 10. Time After Time
  11. 11. Autumn Leaves
  12. 12. I Know You By Heart

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Eva Cassidy

Ein Phänomen. Im November 1996 starb Eva Cassidy mit 33 Jahren an Hautkrebs - weitgehend unbekannt. Erst danach wurde die Welt auf die einfühlsame Musik …

1 Kommentar