laut.de-Kritik
Rock'n'Roll mit Akustik-Gitarre und poetischen Texten.
Review von Artur SchulzEzio erforscht weiter den akustischen Kosmos und fügt diesem doch oft eng gesetzten Rahmen reichlich Abwechslung bei. Mit betulichem Lagerfeuer-Geklampfe hat er nichts am Hut, eher stehen kräftige Rock-Einlagen auf dem Spielplan.
"A Small Dream" benötigt nur Ezios Stimme und eine behutsam gezupfte Gitarre, um die Umsetzung seiner Geschichten um Träume und Hoffen glaubwürdig zu gestalten. "Bad Bad Place" klingt im Song-Gerüst wie die Fortsetzung des Chris Isaak-Knallers "Baby Did A Bad Bad Thing". Rüde polternde Drums geben die Fahrtrichtung vor, und eine verzerrte Gitarre düst über den Highway. Mit viel Druck und Drive in den Fingern lenken Ezio und sein Guitar-Kumpel Mark "Booga" Fowell den Song in die richtige Richtung.
Ein Titel wie "Bruce Springsteen" weckt Erwartungen. Die Ezio erfüllt: hier dreht es sich nicht um die Glorifizierung des US-Superstars, sondern eine Gegenüberstellung der eigenen Gedanken und Fähigkeiten. "I'll never be the Boss / just lower Management / I guess," stellt der Brite klar. Doch da schwingt schon ein wenig Koketterie mit ein, was persönliche Fähigkeiten angeht. In der Umsetzung funktioniert der Song großartig als Referenz an die ganz frühen Tage Springsteens.
"Can't Stop Dreaming" startet mit trockenen, holpernden Beats, und entwickelt sich dank der allmählichen Miteinbeziehung von Gitarren und leisen Geigenpassagen zu einer gefangen nehmenden Ballade. Die Nummer fungiert quasi als Vorspiel zur unkitschigen Liebeserklärung "Marina". Trotz in manch Track eingesetzten Streichern hängt bei Ezio der Himmel nie voller Geigen. Das "Bicycle" dreht nachdenklich seine Runden auf dem Marktplatz typischer Kleinstadt-Gedanken.
Auf "Each Time You Cry" setzt neben neben lakonischem, eindringlichem Gesang besonders die wirkungsvoll- verhallt eingesetzte E-Gitarre feine Akzente. "The One And Only One" greift erneut den Rock'n'Roll auf. Mit viel Virtuosität setzen Ezio und Band die klassischen Versatzstücke des Genres zu einer lebendig und intensiv eingespielten Fingerübung zusammen.
Dass es sich hier um versierte, sturmerprobte Live-Musiker handelt, merkt man jedem Track an. Monatelanges Studio-Gefriemel ist sowieso nicht ihr Ding: "This Is The Day" wurde in nur zwei Sessions eingespielt. Wohltuend im Unterschied zu vielen Alben des Genres: die ruhigen Nummern konzipiert Ezio nicht als belanglose Herz-Schmerz-Füllsel. In ihrer Intensität stehen sie den kraftvoll ausgespielten Stücken in nichts nach.
Schema F findet anderswo statt. Die Songs besitzen ein Eigenleben, die Kompositionen halten manche Überraschung bereit. Die Texte bewegen sich im selben Umfeld, oft sogar mit allerlei Tupfern Poesie verziert. Immer glaubwürdig, den kleinen Lebens-Bebachtungen verhaftet: hohles Phrasen-Dreschen hat Ezio nicht nötig, denn er hat was zu erzählen.
1 Kommentar
Ezio war schon immer ne hammer Band... nicht nur auf Black Boots sondern auch auf jedem folgealbum waren immer mindestens drei vier geile Dinger dabei.
Habs noch nicht gehört, werds mir aber auf jeden noch bestellen, schon allein, um wieder auf ein oder zwei Konzerte zu gehen. Live sind die der Hammer, vor allem wenn sie nur zu zweit sind. und es gibt nur wenige bands, die vor dem Konzert an der Bar im Publikum sitzen und mit jedem über gott und die welt quatschen...