laut.de-Kritik
Red-Flag-Musik zweier Schlager-Schmierlappen.
Review von Dominik LippeLewis Carrolls Motive haben es weit gebracht. Seine Ideen reichen vom allseits bekannten Rabbit Hole bis zur Roten Königin, die Naturwissenschaftler mittlerweile nutzen, um mit der Red-Queen-Hypothese das 'Wettrüsten' der Evolutionsbiologie zu veranschaulichen. Vor allem die Grinsekatze oder den verrückten Hutmacher dürften die meisten kennen. Ganz im Gegensatz zu deren nicht minder wahnsinnigen Cousins. Zwei obskure Figuren namens Fantasy sind der alles andere als kindgerechten Parallelwelt entflohen, um sich gleich als ihr Torwächter aufzuspielen. "Hallo, willkommen im Wunderland!"
"Ich kenn' die geheime Tür und schenk' den Schlüssel dir dafür", bieten die beiden Märzhasen dem arglosen Publikum an. Im besten Fall dürfte die gesicherte Pforte in eine Opiumhöhle führen. Wahrscheinlich bekommt der leichtgläubige Gast aber einen über den Schädel und fällt in Ohnmacht, die Organhändler nutzen, um ihn von einer Niere und Teilen der Leber zu befreien. "Du weißt, jetzt liegt es in unserer Hand, was noch alles geschieht", singen Fantasy im Machtrausch. Da passt es musikalisch schon wieder, dass sie einen erbarmungslosen Stampf-Rhythmus mit Glitzergarnitur schmücken.
Im Kosmos von Fantasy klingt alles zunächst betulich und harmlos, bis leise, wahrscheinlich unbewusste Andeutungen das Horrorpotenzial offenbaren. "Willst du mich verführen in eine andere Welt?", heißt es erst in "Das Bleibt Unter Uns Chérie". Dann wird der Umgang mit der vergebenen Partnerin kryptisch. "Dein Rezept für eine heiße Nacht hast du dir gut ausgedacht", schmachten sie ihr im Kellerverlies ins Ohr. "Schließ' die Tür und sag' es nie. Außer diesen vier Wänden und deinen Händen weiß niemand davon. Das bleibt unter uns." Und jetzt nimm den roten Ballknebel in den Mund.
Kurz geloben die beiden Schmierlappen in "Ich Hab Niemals So Geliebt" Besserung. "Dein Lächeln hat fast über Nacht aus dem Casanova einen Mann gemacht, der zu Gefühlen steht." Wer so rasch erwachsen wird, verfällt ebenso schnell in Regression. "Träumst du noch von einer Nacht mit mir? Ich kenn' dich doch!", feiert Fantasy in "Baby Träumst Du Noch" das Cumback des Hallodris. "Vielleicht mach' ich ja deine Träume bis zum Morgen endlich wahr." Am Ende gilt die Regel aus "Lass Uns Fremde Bleiben": "Ein Abenteuer fragt nicht nach dem Danach." Richtig, damit kann sich die Alte alleine herumschlagen.
Die rar gesäten musikalischen Abenteuer gehen wiederum gehörig daneben. "Heartbreaker" und "Lieb Doch Wen Du Willst" klingen mit ihrem Falsettgesang, als wollten Fantasy damit ihre Modern-Talking-Era einleiten. "Ein Uhr Nachts" behandelt eigentlich nächtliche Einsamkeit, bleibt stilistisch aber zwischen Absacker zum Après-Ski und Rollschuh-Disco in der örtlichen Stadthalle stecken. Und in "Solang Mich Deine Liebe Trägt" glaubt einer der beiden stimmlichen Dünnbrettbohrer plötzlich, zum Chansonnier berufen zu sein, der vor Leidenschaft geradezu ersäuft.
"Willkommen Im Wunderland" bietet 61 Minuten aseptischen Schlager, der vorgibt, in eine Zauberwelt der großen Emotionen zu entführen. Weder Martin Hein und Fredi Malinowski noch ihr Produktionsteam scheinen auch nur eine Sekunde über Stil, Inhalt und die Verbindung beider nachgedacht zu haben. Zu allem Überfluss bietet Fantasy Red-Flag-Musik voller Lug, Betrug und toxischem Verhalten, was das Duo alles augenzwinkernd weglächelt. Es handelt sich um übergriffigen Tinnef, den sie selbst auf folgende Quintessenz herunterbrechen: "Lieb' doch, wen du willst - so lange ich es bin."
9 Kommentare mit 4 Antworten
Nicht schlecht, das Video zu Heartbreaker. Musikalisch tatsächlich sogar mal nicht das übliche 4/4-Gebummse und sogar mit Gitarrensolo. Gefällt.
Ich finde ja dieses Subtile sehr gelungen an Stellen wie "Bin ich denn nur einer von vielen", während ihm gleichzeitig eine von vielen ihn umgebenen Damen um den Bart streicht ...
Besonderes Lob auch an den/die Kostümdesigner*in für die gelungene Plauzen-Inszenierung. Schöner kann man Schnitt und Farbe nicht einsetzen, um so einen Effekt zu erzielen.
Gruß
Skywise
deutsche Siegfried & Roy
ChatGPT hilft auch bei der Rezension:
„Willkommen im Wunderland“ von der Band Fantasy ist ein unterhaltsames Album, das mit seinen eingängigen Melodien und fröhlichen Texten begeistert. Die Musik hat eine Leichtigkeit, die an die unbeschwerte Zeit erinnert, als man mit einem Laufrad durch die Straßen sauste – voller Freude und ohne Sorgen. Die harmonischen Stimmen der Bandmitglieder schaffen eine einladende Atmosphäre, die zum Mitsingen und Tanzen anregt.
Die Texte sind oft so herzhaft und bodenständig wie eine gute Fleischwurst auf einem Grillfest, und sie vermitteln ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. In einer Welt, die manchmal ernst und kompliziert erscheint, bringt Fantasy mit diesem Album eine erfrischende Perspektive, die uns daran erinnert, das Leben zu genießen und die kleinen Freuden zu feiern.
„Willkommen im Wunderland“ ist ein Album, das nicht nur unterhält, sondern auch das Herz berührt und uns einlädt, die Leichtigkeit des Seins zu schätzen – ganz ohne den Druck, den uns das Leben manchmal auferlegt, wie ein Schließmuskel, der uns daran erinnert, dass es wichtig ist, auch mal loszulassen und einfach Spaß zu haben. Es ist ein Genuss, der uns in eine fröhliche Welt entführt!
lewis carrol war va ziemlicher grüsel und (mutmaßlicher)pädophiler.
[lustige seitennotiz: in den etwas dunkleren joker/batman comics der frühen 2020ies wird dem verrückten hutmacher vom joker ebenfalls pädophile tendenzen unterstellt]
Comedy. Heartbreaker is Lady Gaga in soft und irgendwas Regional-Liga. Und wie die Damen die Hände in die Kamera halten. Herrlich
Baden-Baden, 28.03.2025. – „Willkommen im Wunderland“ heißt das neue Album des Schlager-Duos Fantasy. Und einfach wundervoll ist auch die Darbietung in den Offiziellen Deutschen Charts, ermittelt von GfK Entertainment: Fredi Malinowski und Martin Hein feiern ihre neunte Nummer-eins-Platte und setzen sich gegen Selena Gomez & Benny Blanco durch.