laut.de-Kritik
Mit dem Sänger- kommt der Stilwechsel: no more Death Metal.
Review von Michael EdeleDas war nicht unbedingt zu erwarten: Nachdem Fear My Thoughts Anfang 2007 mit "Vulcanus" ein verdammt heftiges Death Metal-Brett vorgelegt haben, kam es Ende des Jahres zum Sängerwechsel, da Mathias Von Ockl sich ins Privatleben verabschiedet hat. Seinen Platz nimmt Martin Fischer ein und mit ihm wird für einige Fans die große Ernüchterung kommen.
Ein Wechsel des Sängers ist in jeder Band ein sehr prägnantes und einschneidendes Erlebnis, denn schließlich handelt es sich dabei fast immer um das Aushängeschild. Bei Fear My Thoughts sieht das nicht anders aus und mit Martin könnte der Schnitt nicht tiefer sein. Stellt sich nur die Frage, ob der Mann die restlichen Jungs dazu inspiriert hat, musikalisch neue Wege zu beschreiten, oder ob Mathias seinen Hut genommen hat weil sich die Band in diese musikalische Richtung entwickelt hat. Von Metalcore oder melodischem Death Metal sind die Rheinfelder auf "Isolation" nämlich weiter weg als der Papst von einem Deal mit Billy Boy.
Was heißt das konkret? Mit Martin steht ein Mann hinterm Mikro, der über eine sehr gute Singstimme verfügt und diese auch ausgiebig einsetzt. Das ließe sich zweifelsohne auch auf einige der alten Stücke von Fear My Thoughts anwenden, doch er bekommt von seinen Jungs eine musikalische Unterlage, die man in Songs wie "The Blind Walk Over The Edge" oder "Numbered By The Beast" eher in die Alternative/Stoner-Ecke stecken kann. Geschwindigkeit und Härte sind absolut nebensächlich. Grooves und verdammt starke Melodien, die sowohl von Gesang als auch Gitarre stammen, dominieren das Bild und: es hört sich gut an!
Die Frage ist nur, wer will offene Akkorde und fast schon an Faith No More oder Suburban Tribe erinnernde Gesangslinien in "Bound And Weakened" von Fear My Thoughts hören? Es fällt mir ausgesprochen schwer, mir vorzustellen, dass viele alte Fans diesen Schritt mitgehen werden. Auch wenn ihnen damit zweifellos ein starkes Stück Musik entgeht, aber mit "Vulcanus" hat gerade mal eine Nummer wie "Pitch Black" zu tun. Zwar fängt "The Hunted" ebenfalls mit Blastbeats an und Martin zeigt sich hier von einer raueren Seite, doch letztendlich dominieren die rockigen Töne.
Fear My Thoughts setzen sich auf ihrer neue Scheibe keine Grenzen mehr und lassen Klänge auf die Hörer los, die mal an Tool oder Amorphis (im sich stetig steigernden "Through The Eyes Of God") dann wieder an Meshuggah (im riffdominierten "Death Chamber") erinnern. Eine gewisse Nähe zu Pantera kann man "Creeping Lord" attestieren. Das abschließenden "Burning The Lamb/The Sacrifice" verströmt eine sehr düstere und bedrückende Atmosphäre.
"Isolation" ist mit Sicherheit eines der überraschendsten Alben des Jahres, aber auf jeden Fall auch ein bärenstarkes Album. Ob sich der Schritt für die Band auszahlt oder nicht, für die musikalische Entwicklung war er auf jeden Fall wichtig.
Noch keine Kommentare