laut.de-Kritik
Auf undurchsichtigen Klangteppichen in aufwühlende Welten.
Review von Simon LangemannDiesmal sei alles viel chaotischer, viel bewegter und mit mehr Krach verbunden, sagte Leslie Feist über ihr drittes Werk. Tatsächlich nimmt einen "Metals" in aufwühlende Klangwelten mit, entwickelt aber über weite Strecken auch angenehm entspannte Stimmungslagen.
Ein denkbar simpler, stampfender Beat leitet den wuchtigen Opener "The Bad In Each Other" ein. Das Loop-artig wiederholte Gitarren-Pattern schafft eine geheimnisvolle Atmosphäre und sorgt mit druckvollem Tieftöner, dröhnender Bassklarinette und sanften Pianoklängen für ein erstes Aufbäumen. Als Feist erstmals zu Wort kommt, zieht sich das Instrumental zurück und lässt der zierlichen Kanadierin genug Raum für ihre eindrucksvolle Stimme.
Während der meist monochrom auf einem Akkord gehaltenen Strophe setzen Feists Mitmusiker immer wieder Akzente, ehe das Stück in einen grandiosen Refrain ausufert. Gefühlvolle Streicher unterlegen die hymnische Melodie. Die Singer/Songwriterin zeigt gleich zu Beginn, was "Metals" ausmacht: qualitativ hochwertiges Song-Material mit undurchsichtigem Klangbild.
Generell schlägt Feist im ersten Drittel des Albums eher ruhige Töne an. Die Songs kommen im entspannten Tempo daher, schwanken ständig zwischen tiefster Schwermut und kräftigem Ausbrechen aus selbiger. Der Ohrwurm "How Come You Never Go There" pendelt dementsprechend fast auf Songlänge im Dreiertakt zwischen Dur und Moll hin und her. Er zeigt, wie viele andere Stücke, Feists Stärke auf, ihre Songs trotz geringer Abwechslung an Harmonien extrem interessant zu gestalten.
Bereits an zweiter Stelle der Tracklist steht mit "Graveyard" eines der schönsten Lieder des Albums. In ständig wechselnder Taktart unterlegen Piano, Gitarre, Schlagzeug und gehaltene Orgelsounds die sanft gesungenen, flehenden Melodien. Immer wieder bescheren kräftige Einwürfe der Band dramatische Höhepunkte, um direkt danach wieder auf ein ganz behutsames Level herunterzufahren. Richtig finster wird es im Mittelteil, in dem die Nummer eine Pause einlegt und mit ruhigem Chor und dezentem Blechbläsereinsatz komplett depressive Stimmung annimmt. Die melancholische Passage mündet in einen Schlussrefrain, der das Stück würdig beendet.
Der weitere Verlauf der Platte bewegt sich auf einem konstant hohen Niveau. Erwähnenswerte Höhepunkte markieren "Bittersweet Melodies", das seinem Namen alle Ehre macht, oder das stille "Cicadas And Gulls". Hier bewegt sich Feist mit mehrstimmigem Gesang über einer einsamen Akustikgitarre. Trübselige Blues-Stimmung prägt das nachdenkliche "Anti-Pioneer" sowohl musikalisch als auch emotional.
Mit "A Commotion" bricht Feist aus dem langsam schreitenden Tempo aus und gibt im Vergleich zur restlichen Platte kräftig Gas. Streicher unterlegen die flotte Nummer mit gleichmäßigen Stakkatos, hinzu kommen treibende Drumbeats und lärmendes Tiefblech im Refrain. Das Ganze kombinieren immer wieder verzerrte, fast schon Industrial-artige Synthie-Sounds.
Das Künstlerkollektiv um Leslie Feist, bestehend aus Chilly Gonzales, Mocky, Dean Stone (Percussion) und Brian LeBarton (Keyboard) verbindet auf "Metals" immer wieder altbekannte mit hochmodernen Elementen. So überlagern sich Instrumente aus verschiedenen Epochen und verschmelzen zu einer Einheit.
Außerdem profitiert der Sound der Platte deutlich davon, dass neben Feist wieder das Allroundtalent Gonzales für die Produktion verantwortlich zeichnet. Die undurchsichtigen Klangteppiche passen perfekt zum musikalischen Inhalt der Stücke. Obwohl sehr oft viele Instrumente gleichzeitig zum Einsatz kommen, bedeutet es für den Hörer eine Herausforderung, die einzelnen Melodielinien zu identifizieren und aus dem großen Ganzen herauszutrennen.
Mit "Metals" haben Leslie Feist und ihre Kollegen eine bestechend gute Platte geschaffen. Die zwölf Stücke schleichen sich nicht nur in Windeseile in die Gehörgänge, sie erobern auch den Gemütszustand des Zuhörers für sich und lassen einen nicht mehr los.
5 Kommentare
ganz schoen feist das album.
Schon faszinierend, dass bei sämtlichen Alben nonstop rumgemotzt wird und bei der großen Künstlerin FEIST verstummen einfach alle User! Dabei ist METALS eine großartiges und vielschichtiges Werk, was mich durch den anstehenden Winter bringen wird!
es bringt mich schon durch den Herbst. Läuft seit Freitag auf Dauerrotation.
Same here! Großartiges Album, ich liebe das Finale von Undiscovered First!
Graveyard, The Circle Married The Line und Cicadas And Gulls zählen bisher zu ihren besten Songs. Die Frau schafft es tatsächlich sich von Album zu Album zu steigern. Metals weiß durch seine unendlich triste Stimmung endlich auch als Ganzes zu funktionieren. Bisher einer der besten Platten in diesen Jahr.