laut.de-Kritik
Fans des Versteck Die Gurke-Spielchens.
Review von Michael EdeleAls Adliger war das Mittelalter gar nicht mal so schlecht. Vor allem mit dem Recht auf die Prima Nocte hatte man so manchen Spaß. Wenn die Braut irgendeines Leibeigenen aussah, wie Tante Käthe, winkte man dankend ab und ließ sich stattdessen lieber eine seiner Mätressen kommen. Stand da aber eine Schnitte vorm Altar, hatte man die Gelegenheit, die Alte offiziell weg zu grätschen. Das sah man im Volke nicht immer gerne, aber wofür hatte man denn diese tollen blinkenden Rüstungen sonst?
Die Erlanger Truppe Feuerschwanz wäre sicher begeistert davon, wenn man die Prima Nocte wieder einführen würde. Haben sie sich doch sicherheitshalber mal mit adligen Namen ausgestattet und sausen auch sonst gern in Rüstung oder anderem, mittelalterlichen Trachtgewand durch die Gegend. Außerdem hat es ihnen das lustige Versteck die Gurke-Spielchen so sehr angetan, dass sie die dazugehörigen - mehr oder minder - notwendigen Weisheiten in fast allen ihrer Lieder verpacken.
Eigentlich halb so wild, denn die werten Rittersleut waren ja nicht ständig nur damit beschäftigt, als glänzender Held durch die Gegend zu ziehen, sondern haben durchaus einige Zeit damit verbracht, alles zu knattern, was nicht bei drei auf den Bäumen war oder einen Sattel auf dem Rücken hatte. Das Problem bei Comedy Acts auf CD ist aber immer das gleiche: Was beim ersten Mal hören noch durchaus lustig ist, hat beim fünften Durchlauf noch den humoristischen Gehalt einer Sehnenscheidentzündung.
Ich kann mich ja auch täuschen, aber schon in "Das Mittelalter" tröten die Flöten und Dudelsäcke doch immer wieder neben der Spur, oder? Solche kleineren Unpässlichkeiten tauchen immer wieder auf und mögen bei einem Live-Auftritt nicht weiter ins Gewicht fallen. Auf einer CD bleibt so etwas aber hängen und sticht bei jedem Durchlauf erneut heraus. Auch der Humor ist eher für das ein oder andere Saufgelage gut denn für die heimische Stereoanlage.
Wer hätte gedacht, dass man Schandmauls "Herr Der Winde" so umtexten könnte, dass es dabei ums Furzen geht. Ganz dicht am Schenkelklopfer vorbei, aber aus Flatulenzproblemen hat seinerzeit schon Louis De Funes alles rausgeholt. Auch die Letzte Instanz muss musikalisch herhalten, wenn Feuerschwanz auf die leicht nekrophile Komponente in "Schneewittchen" hinweisen. Die Parallelen zu Fiddler's Green sind allerdings nicht weiter verwunderlich, spielt ja deren Tobias Heindl bei dem Geilen Haufen.
Wirklich schlecht sind die Songs auf "Prima Nocte" bei weitem nicht. Wenn man nicht gerade den Kopfhörer aufhat und sich einer genauen Analyse von Texten und Musik hingibt, kann man Feuerschwanz durchaus nebenher laufen lassen. Live vermutlich ein riesiger Spaß, sind die Nasen auf CD aber so notwendig wie eine Krümmung im Zwölffingerdarm.
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