laut.de-Kritik
Mit Autotune zu einer eigenen Identität.
Review von Sven KabelitzAusgerechnet der Gleichmacher Autotune verhilft Fil Bo Riva auf seinem Debüt "Beautiful Sadness" zu einer eigenen Identität. Im Folk-Umfeld, das so sehr auf Natürlichkeit pocht, wagt sich der Römer und heutige Wahlberliner am Ende seines Debüts mit "L'impossibile" auf unbekanntes Terrain, singt mit dem oft so verhassten Effekt.
Er experimentiert, fügt Verpöntes zusammen und wenn er dann im in seiner Muttersprache gesungenen Refrain auch noch wie Eros Ramazzotti klingt, ist dies schon harter Tobak für Genrefans. Aber genau in diesem Moment ist Filippo Bonamici endlich wirklich interessant.
Nicht, dass es "Beautiful Sadness" an guten Songideen und eingängigen Melodien mangelte, doch zu oft bleibt Fil Bo Riva selbst zu wenig greifbar. Zu deutlich bleiben die Querverweise wie zum Beispiel zu George Ezra, Milky Chance, The Kooks oder den frühen Coldplay.
Dabei verfügt der über weite Strecken ruhige und melancholische Longplayer durchaus über seinen Charme. "Time Is Your Gun" gerät ebenso eingängig und radiotauglich wie vielschichtig, bremst immer wieder ab, um erneut Fahrt aufzunehmen. Das energiegeladene und von dezenten Synthesizern unterlegte "Head Sonata (Love Control)" gibt gehörig Gas.
Diese Gegensätzlichkeit und Zerrissenheit stellt aber auch eines der größten Probleme des Albums dar. Die einzeln funktionierenden Songs bleiben ein Flickenteppich und wollen partout kein passendes Gesamtbild ergeben. Mal will "Beautiful Sadness" diese Traurigkeit zelebrieren ("Baby Behave", "L'over"), mal wie in "Go Rilla" freudig in die Spätsommersonne tanzen.
Am besten gelingt das Debüt immer dann, wenn er wie in "L'impossibile" die Sicherheit der ausgetrampelten Wege verlässt. Wenn er im Neunminüter "Different But One" geschickt Versatzstücke der bereits vorangegangenen Stücke einfließen lässt und seine ganz eigene Geschichte erzählt. Eben in den Momenten, in denen Fil Bo Riva etwas mehr wagt und so ein eigenes Profil erhält.
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