laut.de-Kritik
Richard Patrick macht den Industrial-Bon Jovi.
Review von Alexander CordasLernprozesse gehen oftmals schmerzhaft von statten. Tragisch für Vorzeige-Patriot Richard Patrick, dass ihn erst das Dahinscheiden eines Fans im Irakkrieg auf so manchen Missstand im Homeland stoßen muss.
Im Booklet heißt es "Dedicated to the memory of Sgt. Justin Eyerly and all who have fallen", und das Cover ziert ein Soldatenhelm, aufgepflanzt auf einem Gewehr. Auch der Filter-Kopf erkennt also ganz langsam, dass der American Dream schon bessere Zeiten gesehen hat. So weit, so nötig.
Den Verdacht allerdings, er würde die aufgestaute Wut über das Ventil Band verarbeiten, bestätigt "Anthems For The Damned" keineswegs. Viel eher scheint Patrick darum bemüht, der Marke Filter ein erwachsenes Album angedeihen zu lassen. Alleine: Es bleibt beim Versuch. Denn so richtig zu begeistern wissen die zwölf Tracks plus Bonus-Anhang nicht.
Im weiten Feld zwischen Industrial-Anleihen, Alternative-Rock und leidlich bemühten Popmelodien scheint sich der Schreihals nicht für eine Richtung entscheiden zu können. Liedgut wie der engagiert vorgetragene Opener "Soldiers Of Misfortune" kauen alte und liebgewonnene Rockismen munter wieder. Doch das dynamische Moment verpufft irgendwo zwischen einer flauen 08/15-Produktion, gängigsten Strukturen und konstant drängelnden Akustikgitarren.
Mangelndes Pathos in Sachen Refrain-Konstruktion kann man Patrick indes kaum vorwerfen. Wo in der Vergangenheit aber noch die eine oder andere Granate für den richtigen Knalleffekt sorgte, herrscht nun des Öfteren maues Midtempo. Ganz nett anzuhören zwar, jedoch weit entfernt von Meilensteinen wie "Hey Man, Nice Shot".
So macht sich bald das ungute Gefühl breit, man lausche einem Mann, der sich in einer allzu biederen Manier den Massen andient. Ein Bon Jovi in etwas aufgepeppter Klangfarbe. Schade drum.
8 Kommentare
@mumble-mojo («
Zitat (« schade drum »):
Punkt »):
.
title of record ist nach wie vor ein knaller
So etwas weichgespühltes tut richtig weh, wenn man die ersten beiden Alben kennt und liebt erst richtig. Schon auf "The Amalgamut" gab es ein paar Tiefpunkte, aber das hier ist eine einzige Talfahrt.
Wie es aus sieht hat die Auszeit mit dem damit verbundenen All-Star Projekt "Army of Anyone" und der Ausstieg des Gitarristen Geno Lenardo Herrn Patrick nicht gut getan.
dieses album ist einfach NUR seicht!
Finger weg davon!
so ungefähr
Schlager? Schon mal "The Take" gehört?
Aber es stimmt, viele der Tracks ("Cold", "Kill The Day" u.a.) orientieren sich stark an der 99er Pop Hit-Single "Take A Picture". Finde diese Entwicklung jedoch nicht schlecht.
Das erste Album, "Short Bus", habe ich nie gehört. "Title of Record" fand ich größtenteils brillant.
Ich persönlich verstehe allerdings nicht, weshalb viele auf so überrascht und verärgert machen, weil "Anthems..." so poppig ist.
Ich sehe keinen großen Unterschied zu "The Amalgamut". Da waren auch schon einige Semi-Akustik Tracks a la "The Only Way Is The Wrong Way" drauf.
Versteh ich nicht. Ich find's gut und es hat noch den Stil von "The Amalgamut", was eines meiner Lieblingsalben von Filter ist. Ich muss hinzufügen, dass ich das erste Album bis heute nicht kenne, aber eben die anderen drei und ich kann mich bei keinem Album beklagen.
Nur die blöden Remixes hätte man sich sparen können. Rockmusik geremixt geht mal garnet.