laut.de-Kritik
Ordentliche Werkschau mit neuem Studio-Track.
Review von Artur SchulzSie sind waschechte Zeitzeugen jener großen Rockband-Ära Ende der siebziger bis weit in die achtziger Jahre des Vorjahrhunderts. Die New Yorker Formation Foreigner brannte sich mit einer guten Handvoll Hits wie "Cold As Ice" oder "Urgent" ins kollektive Gedächtnis ein, zumal gerade diese beiden Titel stets und stetig in der Flut immer wieder neu zusammengestellter Best Of-Alben Marke "The Best Rock Of The Eighties" etc. Präsenz zeigen.
Doch Foreigner hatten - und haben - natürlich schon mehr zu bieten als nur die ewig immergleichen Chart-Erfolge. Davon zeugt die aktuelle Doppel-CD "No End in Sight" mit insgesamt 32 Tracks.
Kräftiger Gitarren-Bratz, Chorgesang und vorwärtstreibende Beats: Der Opener "Feels Like The First Time" bietet gleich eine Menge typischer Foreigner-Sound-Zutaten. Unverkennbar später das Piano-Intro von "Cold As Ice". Der "Headknocker" vermengt Sixties-Tamburin mit Fifties-Feeling. "Double Vision" entpuppt sich in seiner Konzeption als höchst angenehmer kleiner Bruder der Eagles oder REO Speedwagon.
Ab und an schauen in den Songs auch mal Status Quo vorbei. Überwiegend verbleiben Foreigner im Mainstream, amtliches Abgehen ist aber ebenfalls drin, etwa in den Nummern "Dirty White Boy" und Reaction To Action".
Im Verlauf der CD staunt man, welche Menge an gebrauchstauglichen Hits die Band im Lauf ihrer Karriere in die Hitparaden streute. Für den älteren Hörer sind stetige "Ach verdammt, das kennst du doch" - Momente vorprogrammiert, so auch beim CD 1 beschließenden "Waiting For A Girl Like You", wenn vor dem geistigen Auge die unvermeidlichen Wunderkerzen auftauchen. Allerlei Schrecknisse besonders der achtziger Jahre, die an böse Wörter wie Schweine- und Stadion-Rock erinnern, bleiben natürlich nicht aus im Fortlauf des Albums, besonders, was manch Keyboard-Arbeit angeht.
CD 2 beinhaltet neben dem Fortgang der Präsentations-Tour auch zwei bislang unveröffentlichte Aufnahmen: "Say You Will" als Live-Version, und mit "Too Late" ist gar ein neuer Studio-Track dabei. Er bietet dabei eine solide Schnittmenge typischer Foreigner-Elemente, ohne sonderlich auf- oder abzufallen. "That Was Yesterday" atmet mit seinem Synthie-Piano und den Beats heute nachgehört gar Gazebos Mega-Hit "I Like Chopin". Als Alben-Abschlüsse fungieren die Live-Mitschnitte von "Starrider" und "Juke Box Hero/Whole Lotta Love."
Natürlich sind und waren Foreigner niemals Innovateure des Rocks. Doch sie liefern solide Bestandspflege mit catchy Melodien, kräftigen Beats und ordentlichen Ergebnissen aus der Riff-Werkstatt. Doch wir wär's mit einem tatsächlich brandneuen Studio-Album nach den unzähligen Best Of? Eine Menge der Kollegen von damals haben in den letzten Jahren vorgemacht, das es möglich ist, persönlichen Stil in die neue Zeit zu retten. Darunter besonders die Eagles mit ihrem famosen "Long Road Out Of Eden". Die treuen Fans von damals würden ein solches Unterfangen fraglos begrüßen - und sicher auch die ganz jungen, die Foreigner dieser Tage erstmals in Gottschalks "Wetten, dass ... ?" für sich entdeckten.
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