laut.de-Kritik

Zum 50. Jubiläum ein Album aus eigener Feder.

Review von

Sie muss keinem mehr etwas beweisen. Ruhm hat sie genug, Geld wahrscheinlich auch, also kann sich Francoise Hardy in ihrem siebten Lebensjahrzehnt mit dem beschäftigen, was ihr Freude macht. Dazu gehört offenbar nach wie vor die Musik.

"L'Amour Fou" ist ihr 27. Album, Best Ofs nicht mit eingerechnet, und erscheint 50 Jahre nach ihrem Debüt "Tous Les Garcon Et Les Filles". Aus dem einstigen schüchternen Mädchen, das der Männerwelt den Kopf verdrehte, ist eine elegante und charmante Dame geworden, die über sich selbst und vor allem die Liebe sinniert.

Die meisten Texte stammen aus ihrer Feder, was nicht immer so war. Wie sehr sie das Thema der "verrückten Liebe" beschäftigt, zeigt sich auch daran, dass sie parallel zur Platte eine Sammlung an Geschichten mit demselben Titel veröffentlicht.

"Ich denke, es ist eines meiner besten Alben", meint Madame Hardy unbescheiden. In der Tat hat es seine guten Momente. Ihre leicht rauchige, ernste, ausdrucksstarke Stimme passt im Opener und Titeltrack perfekt zu Klavier und Streichern. Mehr braucht es nicht, um den Hörer in eine melancholische Welt zu entführen. Der Pathos im Arrangement ist etwas überzogen, doch das Stück kommt an.

Streicher und Klavier bilden das Gerüst, das Hardy mit ihrer Stimme mit Leben ummantelt. Schade nur, dass Geigen und Celli stellenweise wie aus der Konserve klingen, auch im besten Stück der Platte, "Les Fous Des Bassan". In dem es, wie könnte es anders sein, um die ewige Liebe geht.

Das Niveau bleibt in der Folge nicht durchgehend so hoch. "Mal Au Coeur" klingt nach verrauchter Bar zu später Stunde, "Si Vous N'Avez Rien À Me Dire ..." fällt aber mehr als eine Spur zu schnulzig aus. Auf "Normandia" ist zum ersten Mal ein Schlagzeug zu hören, das dem Stück eine poppige Note verleiht, "Piano Bar" passt mit seinem Kontrabass dagegen wieder in die verrauchte Bar von "Mal Au Coeur".

Das quirligere "Purquoi Vous" wäre ein Höhepunkt des Albums, würde es bei der Klavierbegleitung der ersten Minute bleiben. Arg synthetisch klingende Streicher und poppige Arrangements stören danach aber sehr, wie auch in "Soie Et Fourrures" und "L'Enfer Et Le Paradis".

Ob der Titel von "Rendez-Vous Dans Une Autre Vie" ("Wir sehen uns in einem anderen Leben wieder") tatsächlich einen Abschied darstellt, wird sich noch herausstellen. Zwar zeigt sich Hardy begeistert von der kreativen Atmosphäre im Studio, doch die Produzenten Dominique Blanc-Francard und Bénédicte Schmitt haben eindeutig zu dick aufgetragen.

"Mein Sohn Thomas meint tatsächlich, dass vieles auch mit ein bisschen Gitarre funktionieren würde", scherzt die Sängerin. Vielleicht sollte sie beim nächsten Mal tatsächlich auf ihren Nachwuchs hören, denn das abschließende Stück besitzt eine Leichtigkeit, die dem Album an einigen anderen Stellen gut getan hätte.

Trackliste

  1. 1. L'Amour Fou
  2. 2. Les Fous De Bassan
  3. 3. Mal Au Coeur
  4. 4. Si Vous N'Avez Rien À Me Dire...
  5. 5. Normandia
  6. 6. Piano-Bar
  7. 7. Pourquoi Vous?
  8. 8. Soie Et Fourrures
  9. 9. L'Enfer Et Le Paradis
  10. 10. Rendez-Vous Dans Une Autre Vie

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Francoise Hardy

Wenn Serge Gainsbourg so etwas wie Frankreichs größter Popstar war, dann war Francoise Madeleine Hardy sein weibliches Gegenbild. Die am 17. Januar …

1 Kommentar

  • Vor 12 Jahren

    Irrsinnig schoene Frau - was frueher war, kann man jetzt immer noch erkennen. Mein Lieblingsalbum ist 'La question' von 1971, aber wenn sie auf Deutsch singt hat das natuerlich nochmal was ganz anderes. Der franzoesische Akzent [bei Frauen] kann einen zuweilen naemlich verrueckt machen, schon mal vorgekommen, dass nur das gereicht hat, um sich zu verlieben, wenn man ehrlich ist.