laut.de-Kritik
Beim Songwriting ist die Luft raus.
Review von Olaf SchmidtFranz Ferdinand lassen es weiter ruhig angehen. Satte vier Jahre sind wieder ins Land gezogen, seit sie ihr letztes Album veröffentlicht haben. Die Reaktionen auf "Tonight: Franz Ferdinand" waren teilweise verhalten, mancher mochte sich nicht so recht mit dem verstärkten Einsatz von Elektronik anfreunden.
Diesen Leuten kann man die frohe Botschaft überbringen: Auf dem neuen Album gibt es deutlich weniger Synthesizer. Ganz verschwunden sind sie zwar nicht, dienen auf "Right Thoughts, Right Words, Right Action" aber lediglich als ein Stilmittel unter vielen. Überhaupt wurde die Produktion zurückgefahren, trotz allerlei Brimboriums klingt das Album etwas flach und erinnert an den Lo-Fi-Ansatz des Debüts.
Leider ist beim Songwriting etwas die Luft raus. Die Komponenten, aus denen Alex Kapranos und die Jungs ihre Songs zusammenpfriemeln, sind hinlänglich bekannt. Mit Überraschungen muss nicht gerechnet werden. Es gibt einige gelungene Stücke auf dem Album, der Opener "Right Action" gehört nicht dazu. Die Nummer kommt nicht richtig aus dem Quark, plätschert so vor sich hin und gibt einfach keinen brauchbaren Opener ab. Besser gelungen: "Evil Eye" mit dem typischen Franz-Ferdinand-Groove.
Das schon im Vorfeld bekannte "Love Illumination" hat ein paar Bläser im Gepäck. Die passen gut zu den österreichischen Thronfolgern und können in Zukunft gerne öfter vorbeischauen.
"Fresh Strawberries" schmeichelt dem Ohr mit einer niedlichen Melodie im Refrain und dem Gefühl, dass man sich in einen Beat-Song aus den 60ern verirrt hat. Sicherlich nicht die schlechteste Referenz. Textlich lässt Kapranos mal wieder den Dadaisten raushängen, wie auf dieser Platte des öfteren: "We are strawberries / fresh burst of strawberries / ripe, turning riper in the bowl". Aha.
Überhaupt diese Texte - sehr unterhaltsam, wenn man auf Nonsense klarkommt. Kapranos hat sich in den letzten Jahren fortgebildet und doziert: "This is a tree / this is an animal." Gut, dass wir das geklärt haben. Der dazu gehörende Song "Treason! Animals." mit hypnotischem Schlussteil stellt ein Hightlight des Albums dar.
Noch eine kleine Textprobe aus einem anderen Song gefällig? "We are brief encounters / we all lose our keys / we all choose our partners / we all choose our keys / car keys, choose your keys." Der nächste Nobelpreis für Philosophie geht nach Schottland.
Letztlich muss aber vor allem die Musik stimmen, und da hapert es leider etwas. Kein Song bekommt das Prädikat "schlecht" verliehen, aber das Album klingt zu sehr nach angezogener Handbremse, zu sehr funktioniert es nur als Ansammlung von Einzelsongs denn als Gesamterlebnis.
12 Kommentare mit einer Antwort
Ich habe das Gefühl, als hätten sie, mit den ersten beiden Alben, die Fähigkeit verloren, Hits zu schreiben. Denn diese beiden Alben waren voll davon.
ähnelt von der qualität sehr dem album von the hives...
Also ich find das Album ganz gut, es ist voller Melodien und kleinen Spielereien und netten Einfällen. Irgendwie finde ich die zweite Hälfte fats besser, 9 und 10 find ich ganz stark. Right Action als Opener und erste Single ist wirklich falsch gewählt, eindeutig der schwächste Track der Platte. Was fehlen, sind wie schon oft gesagt die großen Hits. Aber mich stört das nicht. Der nächste Schritt den sie machen könnten, wäre so wie Editors, Killers oder Kings of Leon in die Richtung U2-Stadion-Rock zu gehen, was aber dann die Fans erst recht zerreissen würden. Also was nun?
dem neuen Franz Ferdinand-Album hab ich schon ziemlich entgegengefiebert, wusste mich die Band doch in der Vergangenheit immer mit ihren tanzbaren Hits umzuhauen. Leider hat die Quote dieser Hits seit dem letzten Album abgenommen. Dieser Trend setzt sich leider auch auf dem neuen Album fort. Den Opener finde ich ziemlich gelungen, textlich ein Anschluss an das letzte Album kommen Schotten ganz frisch rüber. Auch "Evil Eyes" groovt mit einer Bassline à la "Another One Bites The Dust". Leider erreichen danach nur noch "Love Illumination" und "Bullet" das Niveau früherer Hits. Das soll nicht heißen, dass der Rest des Albums schlecht ist. Nur treiben sie anderen Songs nicht mehr so unweigerlich auf die Tanzfläche. "Stand on the Horizon" fällt noch positiv ins Auge: ein für Franz-Verhältnisse komplexer Song mit schöner Soundkulisse und einem Ende, das man nicht recht vorhersieht und auf jeden Fall das beste der Platte ist.
Ja, der Opener ist tatsächlich die schwächste Nummer der platte aber "Beim Songwriting ist die Luft raus."? Und dann wird "The Universe Expanded" nicht mal erwähnt... Auch noch die Texte so zu verreißen, vor allem vom nihilistischen Fresh Strawberries. Da bleibt einem echt die Luft weg. Besser als Tonight ist sie alle mal
Die Todd Terje Remixe von Stand on the Horizon und Evil Eye sind extrem empfehlenswert. Terje unterstreicht die Grooves der Band ganz hervorragend. Ansonsten ein ganz gutes Album mit wenigen Höhepunkten.