laut.de-Kritik
Soulige Folk-Perlen aus Good Ol' Canada.
Review von Matthias von Viereck"And I'd like to send prayer and gratitude to this beautiful planet, that supports us all. May we remember how to live here in balance, may we learn to respect all you give."
Auf Frazey Fords Solo-Debüt steht diese Danksagung - respektive Ermahnung - ganz am Schluss der knapp gehaltenen Credits. Doch sagt sie viel über die freundliche, angenehm unprätentiöse Stimmung eines leisen, gänzlich unaufgeregten, dabei doch beeindruckenden Albums.
Vor allem anderen ist es Fords famose Stimme, die unmittelbar für sich einnimmt. Deren Qualität allerdings auf einen Begriff zu bringen, fällt schwer: Stets erfüllt ein leichtes Zittern, ein wunderbares Vibrato, ihren Gesang. Fords zurückhaltender Vortrag steckt voller Wärme und Herzlichkeit. CD-lang scheint die Künstlerin ganz bei sich zu sein.
Vielleicht liegt es an den Themen, den Inspirationen: Ford beschreibt ihre Platte als von "Mutterschaft, der Erde und dem Land bewegt". Kein Promo-Geschwafel, nein. Vielmehr meint man, das alles auch irgendwie heraushören zu können. Ergreifend: Perlen wie "Bird Of Paradise", "If You Gonna Go", "Lost Together" oder "Gospel Song".
Ford freilich ist keine Unbekannte, mit dem (drei Alben starken) kanadischen Folk-Trio The Be Good Tanyas hat sie sich längst einen Namen gemacht. Dass sie nun zwischen den Stühlen hockt, irritiert zunächst: Nach den ersten Stücken noch ist man überzeugt, man habe es hier mit lupenreinem Singer/Songwriter-Folk zu tun. Dann aber kredenzt uns Ford ganz nonchalant auch den einen oder anderen Soul- beziehungsweise Blues-Moment. Ins Gesamtgefüge des Albums aber passen auch "Blue Streak Mama" oder "I Like You Better".
Das in Sepiatöne getauchte Foto auf der CD-Rückseite ergibt ebenfalls Sinn: Hier erinnert Ford an Joni Mitchells Selbstporträt auf dem Cover zu "Clouds". Ohnehin kommt einem Mitchell in den Sinn, die junge Emmylou Harris, der große Neil Young …
Vielleicht, das sei als winziger Wermutstropfen nicht verschwiegen, ist "Obadiah" einen Tick zu lang geraten. Gegen Ende verliert Ford den Hörer bisweilen, das stimmt schon. Aber was solls, man muss ja nicht unbedingt den vollen 60 Minuten am Stück lauschen.
Davon unabhängig wird es diese Veröffentlichung nicht leicht haben. Allzu viele Ohren werden sich wohl nicht auftun im lärmenden, leider allzu oft allzu oberflächlichen Pop-Zirkus. Die wenigen aber, die noch ein klein wenig Muße, ein bisschen Aufmerksamkeit nur zu verschenken haben, die sollten Frazey Ford doch bitte eine Chance geben.
3 Kommentare
Also die Melodien usw. gefallen mir eigentlich ganz gut, aber was hier als positiv gelobt wird treibt mich echt in den Wahnsinn(oder zumindest noch weiter rein). Das "Gewackel" in der Stimme geht mir tierisch auf den Kranz. Schade drum.
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
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